Technologiewandel ist in der Autobranche angekommen

Hersteller und Zulieferer planen rasant in die Zukunft, während Handel und Service den Technologiewandel perspektivisch gemächlicher angehen. Neue Technologien, Märkte und Kunden betreffen uns alle im Kfz-Business.

Wie man die Generation Smartphone abholen kann, war zentrales Thema beim Automobilwoche-Kongress in Berlin. "Das Auto wird einmal wie ein Smartphone funktionieren", ist Dr. Wolfgang Ziebart, Technikvorstand von Jaguar Land Rover,überzeugt -wenn es den Autoherstellern gelingt, die Gemeinschaft der Applikationsanwender auch für sich zu gewinnen, wie das Apple und Google längst anstreben. Mit einer wesentlichen Einschränkung: "Weder Fahrzeugproduzenten werden sich einig, eigene Standards zu setzen, noch werden Apple und Google in die Fahrzeuge eindringen können."

Nachrüstlösungen

Ob bereits auf dem Markt befindliche Autos nachträglich vernetzt werden können, war Diskussionsstoff von Deutsche Telekom-Connectivity-Vizepräsident Jörg Saße und Rinspeed-Gründer Frank Rinderknecht mit unterschiedlichen Auffassungen. Während Saße Nachrüstlösungen für bereits auf dem Markt befindliche Autos im Sinne der möglichst raschen Vernetzbarkeit erforderlich sieht, ist Rinderknecht vom Gegenteil überzeugt: "Deshalb entwickle ich ja Autos, die einen Mehrwert bieten, und der kann nicht nachgerüstet werden." Beide sind sich jedoch einig, dass das vernetzte Auto Daten für neue Geschäftsmodelle sammeln wird, sozusagen ein Device wird. "Welche Daten der Autofahrer teilen und empfangen will und welche privat bleiben sollen", will Rinderknecht den Fahrer bzw. Autohalter entscheiden lassen.

Gratisstrom

Als konkrete Forderungen zurÜberwindung der Hürden in Belangen E-Mobilität fordert Thomas Hausch, Managing Director Nissan Center Europe, landesweit Gratisstrom durch Energieversorger, Autobauer und deren Handelspartner. Neben der Forderung zur Förderung von mit Strom betriebenen Fahrzeugen durch den Bund will Hausch rasch, sehr rasch die Anzahl von Park-und Ladeplätzen vorantreiben. Noch sei der Widerstand in der Politik erschreckend und gegenläufig zum Äußerungsverhalten.

Sprunghaftigkeit

Während Autokäufer früher vor dem Autokauf im Schnitt vier Autohausbesuche absolviert hätten, sei es heute nur noch ein Drittel davon. Für Stefanie Wurst, Leiterin Marketing BMW Deutschland, "ein deutliches Zeichen der steigenden Sprunghaftigkeit der Verbraucher bei der Autosuche und Kaufentscheidung". Der Dialog finde auf vielen Kanälen statt, worauf sich der Autoverkäufer einzustellen habe. "Der Handel ist und bleibt das Rückgrat des Absatzerfolges jeder Marke", sagt Wurst. Sieger ist, wer von der virtuellen in die reale Welt am schnellsten die Brücke zur Glaubwürdigkeit schafft.

Das Grundproblem und somit auch im Fokus der Marketingstrategen stehend, ist aktuell die Generation Y, die zwischen 1977 und 1989 geboren ist: Für diese Menschen geht nutzen vor besitzen -das Auto ist nur noch Baustein, nicht mehr Herzstück der Mobilität. (LUS)