01 Unvergessene Firmennamen

01 Unvergessene Firmennamen

Österreichs Autobranche beweist, dass Geschäftsaufgabe oft nicht Zusperren bedeutet.

Gleichgültig, in welcher Region Österreichs man 35 Jahre Entwicklung der Autoimport und Handelsstruktur analysiert: Aktionäre würden sie als "permanente Konsolidierung" beschreiben.

Wie weggefegt: Wo sind die Nachkriegsgiganten?
Dabei sind jede Menge bekannter Namen in Österreichs Automobilgeschichte eingegangen, die im Gedächtnis haften und zum Teil sogar erhalten geblieben sind. Bis auf den Nutzfahrzeugspezialisten Austro Diesel sind nach dem Konkurs der Autobank die bekannten Nachfolgefirmen des früheren Fahrzeughandels-und Importgiganten Tarbuk vollkommen von der Bildfläche verschwunden: Die 1920 als Vertretungfür Mathis-Automobile gegründete Firma importierte, handelte und servicierte nicht nur Skoda, Nissan, Saab Jaguar, Rover und Deutz-Fahr. Den Startschuss zur gezielten und an prominenten personellen Opfern reichen Generaldemontage des Konzerns, die auch durch den Trend von Privat-zu Herstellerimportgesellschaften forciert wurde, verkörperte ab 1997 der von frühen (aber weiteres Geld vernichtenden) Digitalfantasien getriebene Dr. Norbert Frömmer. Nachdem Tarbuk 2003 mit 400 Millionen Umsatz weiter Verluste schrieb, überließ man das endgültige Sanierungsfinale dem als Sanierer bekanntenDr. Erhard Grossnigg. Wie rasch und radikal der Verlust des Automobilmarkenvertrags den Niedergang eines Familienunternehmens besiegeln kann, bewies Familie Frey am (seit Anfang 1971 erfolgreichen) Toyota-Import, der auch den zähen Aufbau des Luxusablegers Lexus umfasste. Die von Frey gegenüber Händlern oft geübte rigide Vorgangsweise "zog" beim Hersteller nicht: Dessen Wünsche wie höhere Absatzzahlen, überhörten die Frey. So baute Heiko Twellmann ab 2019 für Toyota Europa Import und Handelsnetz neu auf. Für Frey waren dann bei der Firmen- Vollbremsung weder der noch verbliebene Handel mit der britischen Nobelmarke Aston Martin -die über viele Jahre in Österreich nur einstellige Zulassungszahlen erreichte -noch die als Ersatz für das japanische Volumengeschäft geplanten chinesischen Produkte der (ursprünglich britischen) Sportautomarke MG und der ebenfalls chinesischen Nutzfahrzeugmarke Maxus die Lösung. Als stabil profitabel erwiesen sich dagegen Immobiliengeschäfte, die parallel zu den in Konkurrenz mit dem eigenen Händlernetz tätigen Autobetrieben aufgebaut worden waren.

Mit dem Autohaus den Namenübernehmen?
Frey blieb aber als Name von BMW-Autohäusern im Raum Salzburg und Kärnten erhalten, als Pappas sie von den Frey-Schwestern Elisabeth und Michaela (die nicht mit den Frey in Wien verwandt sind) übernahm. Auch Denzel beließ bisherige Autohausnamen weiterhin auf Beteiligungs-Autohäusern wie Höglinger in Linz oder Unterberger in Tirol, ebenso auch bei Übernahmen in Wien und Niederösterreich -wie Zitta, Simscha oder Plattner. Andere, wie beispielsweise die Sonnleitner-Gruppe, "kassierten" zahlreiche Namen bei der Integration in den Regionshändler in Westund Ostösterreich sowie Teilen Süddeutschlands. War ein Autohaus regional besonders bekannt, wurde er bestenfalls vorübergehend (Schoeller in Oberösterreich z. B.) von Sonnleitner weitergenutzt. Tatsächlich hatte auch der Renault-Konzern immer wieder seine eigenen Vorstellungen davon, wie die Markenpartner ihre Standorte zu benennen haben. Ähnlich die im Handel expansive Eisner-Gruppe, früher unter anderem Hanomag-, Caterpillar-, Berliet-und Dodge-Importeur. Übernahm das Unternehmen eingeführte -oftmals in Insolvenz geratene -Konkurrenten im Pkw-Retail, waren deren Namen bald Geschichte: so Jelinek in Wien-Meidling, Fritz Neckam in Wien und Schwechat oder Grasser in Klagenfurt.

Perl: Autohersteller geht in Opel&Beyschlag ein
Die Übernahme des Perl-Betriebs in Wien-Breitensee war exemplarisch für Wiens ersten Opel-Händler, Opel&Beyschlag: Die 1907 gegründete Firma Perl war - im Werk Liesing (heute Rheinmetall MAN Military Vehicles) - selbst Hersteller von Lkws und kleinen, viersitzigen Pkws, die auch als billige, langlebige Taxis bis in die späten 1950er-Jahre verwendet wurden. Als diese Produktion nicht mehr konkurrenzfähig war, wurde für das Importfahrzeuggeschäft das Reparaturwerk in Breitensee eingerichtet, das nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst die Russen und danach die französischen Besatzer belagert hatten. Zunächst Austin-Generalvertreter, war "Opel Perl"(großes Bild links) später ein wichtiger Partner der GM-Marke auf dem Wiener Markt. Als 1975 Ing. Hermann Perl in Pension ging, verkaufte Geschäftsführer Rudolf Silberbauer nach rund zwei Jahren an Opel&Beyschlag. Mitte 1981 gingen in Breitensee die Lichter aus. Auch Bernhard Kandl, Beyschlags wichtigster Wiener Opel-Konkurrent, wechselte Anfang 1998 mit allen Betrieben vom Hertz-Lizenznehmer Rienhoff zur Opel&Beyschlag-Firmengruppe von Johannes Hall und wurde Teil von deren Mehrmarkenpolitik: Zu Zeiten der alten GVO bot eine zusätzliche Autohausgesellschaft die Möglichkeit, juristisch eigentlich unangreifbar eine zusätzliche Automarke zu vertreiben, ohne den Vertrag mit der Hauptmarke zu verletzen.

AVAG-Still verfügt über Autohausimperium
Die Augsburger AVAG-Still-Gruppe, die im Frühjahr 2005 Mehrheitseigner von Opel&Beyschlag wird, setzte bei den Betriebsaufkäufen in Österreich, speziell anfangs, nicht auf plakative Umbenennungen: Ende 2000 wurde Sulzbacher in Traun das erste österreichische Autohaus der Still-AVAG, es folgten Ende 2007 die Österreichische Fahrzeugbau AG in Salzburg mit vier Standorten, 2012 Reisinger in Graz, im Mai 2018 acht Mercedes- Wiesenthal- (die heutigen AV-)Standorte (die anderen übernahm die schweizerische MERBAG) sowie Mitte 2021 insgesamt 14 Autohäuser der Eisner-Stiftung.

Dem St. Pöltner Hauptstadtbau gewichen
Bis 1987, als der Bau der neuen Hauptstadt St. Pölten ihre Betriebsfläche erforderte, bestand die 1926 gegründete Firma Piermayer&Co. Die offizielle Verkaufsstelle der Steyr-Daimler-Puch AG war auch Spezialist für die gesamte Steyr-Lkw-Palette, (nicht nur) in West-Niederösterreich. Der letzte Piermayr-Inhaber, die Wiener Tanzlegende Willy Dirtl, verstarb 2019. Sein Sohn Christoph, Rallyefahrer und damals im Autohaus für Pkw-Verkauf, Marketing und Werbung verantwortlich, betreibt heute Parkgaragen in derHauptstadt Niederösterreichs -und pflegt immer noch die Kontakte mit befreundeten ehemaligen Autohausmitarbeitern: Die "Piermayr-Oldies" treffen sich zu Veteranen-Ausfahrten.