Zukaufen um jeden Preis?

Zukaufen um jeden Preis?

Ich hab noch einen anderen Interessenten für das Auto", war bislang eine beliebte Möglichkeit des Gebrauchtwagen-Verkäufers, die Kaufentscheidung des potenziellen Kunden zu beschleunigen. Heute muss der Kunde meist gar nicht darauf hingewiesen werden, dass der Wagen vermutlich schon morgen an den nächsten Interessenten geht.

Fahrzeuge, die nur einigermaßen nachgefragt sind, sind mittlerweile absolute Mangelware. Aus einem Überangebot mit großem Verdrängungswettbewerb ist - wie in vielen Branchen -plötzlich eine Verknappung geworden: Die Nachfrage ist größer als das Angebot.

In geringem Ausmaß könnte das ja erfreulich sein, mittlerweile wird der Frust über die mangelnde Ware aber größer als die Euphorie über den boomenden Markt. Waren die ersten Monate noch sehr stark, kommt jetzt der Rückgang aufgrund nicht verfügbarer Fahrzeuge.

Die Gründe dafür sind vielfältig, wie wir im Artikel "Wo sind Sie geblieben" analysieren. Dabei ist eine Entspannung noch länger nicht in Sicht. Hat man sich bislang nicht mit dem aktiven Zukauf beschäftigt, wird das allerdings nicht sofort funktionieren. Während die "Großen" längst eigene Einkaufsprofis beschäftigen, müssen sich kleinere Händler erst mit Systemen diverser Online- und Versteigerungsplattformen auseinandersetzen.

Dabei ist der Frust über die hohen Einkaufspreise ebenso groß wie die Hürde, tatsächlich (vermeintlich) überteuerte Fahrzeuge zuzukaufen. Vermeintlich deshalb, weil die Kunden bereit sind, höhere Preise zu bezahlen und weil es in Wahrheit keine Alternative gibt, selbst wenn die gewünschte Marge nicht mehr übrigbleibt.

Oberstes Ziel muss es sein, jetzt so viele Kunden wie möglich mit Fahrzeugen zu "versorgen". Die viel zu niedrigen Absatzzahlen bei Neu- und Gebrauchtwagen reißen nicht nur ein Loch in die Umsätze des heurigen Jahres, sie werden in den kommenden Jahren zu Auslastungs-Schwierigkeiten in der (derzeit gut gefüllten) Werkstätte führen.

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