Corona verschärft die Herausforderung

Corona verschärft die Herausforderung

Die Verunsicherung von Betrieben und Endkunden ist das Damoklesschwert, das über der Lackbranche schwebt. Die großen Hersteller erwarten den Einbruch, hoffen aber auf einen möglichst raschen Neustart. Wie es weitergeht, weiß in diesen Tagen ohnehin niemand.

Ist schon absehbar, in welchem Umfang Ihr Unternehmen von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen sein wird?

Christoph Rieser, BASF: In diesem Jahr erlebten wir bereits in den ersten beiden Monaten eine hohe Unsicherheit in der Weltwirtschaft. Mit dem Coronavirus ist ein neuer Faktor hinzugekommen, der das Wachstum am Jahresanfang vor allem in China erheblich belastet. Eine geringere Nachfrage und Produktionsausfälle in vielen Branchen sind bereits sichtbare Folgen der Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus. Wir gehen davon aus, dass sich die negativen Effekte des Coronavirus weltweit vor allem im 1. und im 2. Quartal 2020 deutlich auswirken werden. In der derzeitigen Situation hat der Schutz unserer Mitarbeiter, ihrer Angehörigen und unserer Geschäftspartner für uns oberste Priorität. Dafür haben wir entsprechende Vorkehrungen getroffen.

Werner Lanzerstorfer, PPG: Nein, es ist zu früh, um die Auswirkungen abzuschätzen. Das erste Quartal ist noch sehr gut gelaufen, wir erwarten ab April entsprechende Einbrüche.

Andreas Weismann, Lack&Technik: Wir wünschen allen, dass sie gesund bleiben und gut durch die aktuelle Lage kommen. Die genauen Auswirkungen durch Covid-19 auf die einzelnen Unternehmen, aber auch auf unsere Gesellschaft insgesamt stehen in engem Zusammenhang mit der zeitlichen Dauer der Coronakrise. Je länger diese andauert, desto mehr Unternehmen werden die Auswirkungen spüren und umso stärker werden diese sein. Wir behalten dabei den Fokus darauf, unsere Kunden bestmöglich zu unterstützen und die Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Dafür arbeiten wir im Hintergrund bereits an innovativen Konzepten, wie unsere Kunden und Partner wieder voll durchstarten können, sobald sich die Lage stabilisiert und normalisiert.

Daniel Kapeller, AkzoNobel: Wie die meisten Unternehmen momentan arbeiten wir mit Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter und Informationsaustausch daran, die Krise zu überstehen und Arbeitsplätze sowie Marktposition zu sichern. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das gelingen wird, da wir in den vergangenen Jahren positives Wachstum verzeichnet haben und wirtschaftlich sehr gut aufgestellt sind.

Welche Neuheiten im Bereich Produkte, Dienstleistungen und Schulungen dürfen die Betriebe in naher Zukunft von Ihrem Unternehmen erwarten?

Peter Kalina, Axalta: Unsere Produktentwicklung konzentriert sich auf Lacksysteme, die auf chemischem Weg entweder den Energieverbrauch stark drosseln oder gleichzeitig die Arbeitsprozesse beschleunigen und vom Verarbeiter leicht angewendet werden können.

Im Bereich der Dienstleistungen bieten wir mit dem Automotive Repair Network (ARN) ein professionelles Werkstatt-Netzwerk für Flotten und Fuhrparks aller Art an. Axalta verbindet über moderne, digitale Managementsysteme und eine eigene Unfall-App seine ARN-Partner mit Großauftraggebern und Dienstwagenfahrern.

Mit unseren Aus- und Weiterbildungskonzepten setzen wir verstärkt auf die langfristige Begleitung von Lehrlingen sowie gezieltes Training der Lackierer in allen Bereichen der täglichen Arbeit -einzigartig auch online! Schulung der Unternehmer im Kennzahlenmanagement und Unterstützung der Automobilimporteure beim lacktechnischen Training innerhalb ihrer Organisationen sind ebenso gefordert.

Rieser, BASF: Wir haben unser UV-Sortiment um einen Spachtel in einer praktischen Tube erweitert, und beim Grundfüller sind nun drei Grauversionen verfügbar, die miteinander mischbar sind. Damit können unsere Kunden wertvolle Zeit und Kosten sparen. Auch das Schulungsangebot haben wir überarbeitet und bieten nun noch mehr Trainings an, und dasselbe gilt für unsere Services.

Weismann, Lack&Technik: Mit der Innovation des neuen Klarlacks CC6750 erreicht das weltweit wirtschaftlichste Lacksystem von Cromax nochmals eine neue Stufe an Schnelligkeit und Effizienz. Die extrem schnelle Trocknung in nur 30 Minuten bei 20 Grad Celsius und sogar nur 5 Minuten bei 60 Grad reduziert den Energieverbrauch erheblich. Im System mit dem Cromax PS-Füller können Sie somit die Reparaturzeit inklusive Trockenzeit auf nur 71 Minuten verkürzen. Ein Neuteil kann mit dem Ultra Performance Nass-in-Nass-Füller sogar in der unglaublichen Rekordzeit von nur 36 Minuten lackiert werden (Lackier-und Trockenzeit zusammen)!

Den Service für unsere Kunden und Partner haben wir mit einem zusätzlichen Anwendungstechniker weiter ausgebaut. Dieser ist speziell für die Bereiche Fahrzeugaufbereitung im Innen-und Außenbereich, für Finish-Arbeiten und für Unterboden-und Hohlraumschutz mit WestColor ausgebildet und steht unseren Kundenfür Beratung und Schulungen zur Verfügung.

Kapeller, AkzoNobel: Wir setzen unseren Fokus auf Prozessoptimierung und aktuelle bzw. zukünftige Themen, die den Markt bewegen. Mit dem Paint PerformAir bringen wir standardisierte Höchstleistung in den Betrieb -durch beste Lackierbedingungen in der Kabine, und das bei jedem Durchgang. Wir erweitern unser Zubehörprogramm um Werkzeuge zur Reparatur und Wartung von Elektro-und Hybridfahrzeugen. Herausragende Lackqualität ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir wollen die Themen und Produkte bedienen, die unseren Kunden Marktvorteile sichern. Lanzerstorfer, PPG: Wir arbeiten an der Entwicklung verschiedener lufttrocknender Systeme, um Energie einzusparen, und wir haben eine Digitalisierungsoffensive gestartet, um die Unternehmen in der Administration zu entlasten. Zusätzlich haben wir bei Testbetrieben unseren neuen Prozessmanager installiert, um die Effizienz-und Kostenkontrolle zu unterstützen.

Wie schätzen Sie die Mitarbeitersituation bei den Betrieben ein? Wie kann Ihr Unternehmen die Betriebe beim wachsenden Fachkräftemangel unterstützen?

Kapeller, AkzoNobel: Neu ist, dass wir unseren Acoat-Selected-Partnern einen Recruiting-Messestand von AkzoNobel anbieten. Das mehrteilige System kann für Messen, Tage der offenen Tür etc. gemietet werden und sorgt für positive Aufmerksamkeit. Natürlich bieten wir Schulungen für Lehrlinge in unserem Schulungszentrum an und unterstützen die Meisterschule, indem wir sie über unsere aktuellen Produkte auf dem Laufenden halten -dazu gehören auch Praxisvorführungen und Expertenrunden. Weiters unterstützen wir mit dem Material für die Meisterprüfungen.

Lanzerstorfer, PPG: Ich denke, dass im Moment vor allem wichtig ist, dass die Unternehmen gut durch die sich anbahnende Wirtschaftskrise steuern.

Weismann, Lack&Technik: Mit unserem breiten Schulungsprogramm vonüber 40 Schulungen jährlich unterstützen wir die Betriebe dabei, die passende Schulung zur Aus-und Weiterbildung anzubieten - für Lehrlinge über Lackierhelfer oder Aufbereiter bis hin zum Lackierermeister.

Brandaktuell wurde in Kooperation zwischen Lack&Technik und dem Car Rep Profiteam Denk eine Schulung zum Thema "Moderne Karosseriereparatur mittels Drück-und Klebetechnik für Lehrlinge" ins Leben gerufen. Außerdem bietet Lack&Technik mit einem eigenen Anwendungstechniker eine mehrstufige Schulung zum Thema Fahrzeugaufbereitung an -von der einfachen Neuwagenaufbereitungüber Fahrzeugaufbereitung nach dem Service bis zur professionellen Aufbereitung für Gebrauchtwagen.

Kalina, Axalta: Wir engagieren uns in der Ausbildung der Lackierer vom Lehrling bis zum Meister und unterstützen die Unternehmer sehr seriös in allen Fragen der Betriebsführung.

Rieser, BASF: Nach wie vor ist Effizienz eine der wichtigsten Größen in der Werkstatt. Zum einen kann man diese über immer bessere Produkte steuern, wie z. B. UV-Füller. Zum anderen gilt es die Abläufe in der Werkstatt möglichst effizient zu halten. Wir bieten unseren Kunden Services an, die genau darauf abzielen.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Lack-und Karosseriebetriebe in den nächsten Jahren?

Lanzerstorfer, PPG: Seit Covid-19 haben sich die Prioritäten vorerst verschoben. Wichtig für die Betriebe wird sein, möglichst großen wirtschaftlichen Schaden abzuwenden und, wer kann, "durchzutauchen". Der Start nach den Beschränkungen wird schwierig genug. Ich denke, das wird sehr langsam und verhalten beginnen.

Rieser, BASF: Wie wir alle wissen, wird die Zahl der Unfallschäden weiterhin rückläufig sein. Reparaturen werden jedoch kostenintensiver und durch die zusätzlichen Assistenzsysteme komplexer werden. Darauf muss sich die Werkstatt einstellen.

Kalina, Axalta: Unsere Partner müssen sich konkret auf veränderte Rahmenbedingungen vorbereiten, von denen ich nur einige anführen möchte: Fachkräftemangel und verstärkte Ausbildungsmaßnahmen, Schaffung effizienter Prozesse in den Werkstätten unter Nutzung aller denkbaren digitalen Angebote, Schaffung von Vollauslastung inden Betrieben mit allen dafür geeigneten Maßnahmen sowie offensive Aktivitäten zum Verkauf der eigenen Unternehmensleistungen.

Weismann, Lack&Technik: Die Herausforderungen werden dieselben bleiben wie in den vergangenen Monaten: Jeder Betrieb ist bestrebt, mit den besten Materialien und Arbeitskräften eine perfekte Arbeit mit einem großartigen Service an den Kunden zu liefern.

Natürlich muss sich jeder Betrieb auch verstärkt auf die Elektrofahrzeuge und andere neue Antriebstechniken einstellen und dadurch schneller und flexibler werden als in den letzten Jahren. Auch alternative Angebote wie Unterbodenbehandlung gegen Korrosion und Fahrzeugaufbereitung werden immer wichtiger, da diese sicherstellen, dass der Fahrzeugbesitzer langfristig in der Werkstatt gehalten und damit zusätzlicher Umsatz gesichert werden kann.

Lack&Technik unterstützt alle Betriebe in diesen Bereichen mit den wirtschaftlichsten Produkten und stetig an die wirtschaftliche Situation angepassten Schulungen und Präsentationen. Lack&Technik stellt für alle diese Bereiche eigene Anwendungstechniker zur Verfügung, die vor Ort die Kunden in allen Bereichen schulen: angefangen bei der Lackreparatur, Dellenreparatur, der modernen Karosseriereparatur mittels Drücktechnik über die Korrosionsbehandlung mit WestColor UBS und Hohlraumschutz, Scheibenverklebung mit Kalibrierung mit Sika und Autel bis zur gesamten Autoaufbereitung inklusive Innenraumreparatur der Sitze und Kunststoffe.

Kapeller, AkzoNobel: Die Betriebe stehen aktuell einem großen Wandel im Markt gegenüber: Sie können nur überleben, wenn sie beste Qualität liefern und offen sind für die Entwicklungen der Branche, etwa das Thema Schadenmanagement. Um für die Schadensteuerer und Fuhrparkmanager interessant zu sein, müssen die Betriebe Standards erfüllen. Hier kommtunsere Acoat Selected Intense ins Spiel. Wir bieten einen Qualitätsstandard, der von der Dekra auditiert wird und somit Betriebe für diesen Markt fit und attraktiv macht. Die Corona-Krise ist kurzfristig natürlich vorrangige Herausforderung: Hier geht es für uns alle darum, die aktuelle Situation aufzufangen.