Auf Jung-fräulichen Pisten Wedeln

Das Tiroler Pitztal, ein verstecktes Schneeparadies zwischenÖtz-und Kaunertal, kann man auf vielfältige Weise entdecken: mit Benni Raich beim morgendlichen Skifahren, beim Tourengehen im Gelände oder per pedes beim Schneeschuhwandern durch verschneite Zirbenwälder.

Auf die Plätze, fertig, los!" Mit einem beherzten Griff stemmt Benni Raich die Stöcke in den Schnee, holt kräftig Schwung und setzt die ersten Spuren in die harte Piste. Es ist kurz nach sieben und außer uns und dem ehemaligen Skiprofi ist niemand unterwegs. Während die Sonne langsam emporklimmt, die Gipfel von Hochzeiger und Sechszeiger in zartes Rosa taucht, carven wir gemeinsam mit dem Ex-Rennläufer in langen Zügen talwärts.

menschenleere hänge, perfekte pisten

Bis die ersten Tagesgäste kommen, dauert es knapp eineinhalb Stunden. In den exklusiven Genuss unberührter Pisten und menschenleerer Hänge kommen daher nur Frühaufsteher: Bei "Pitzis Morgenrunde" (Anm.: von Jänner bis März an jedem Mittwoch; buchbar um 49 Euro) kann man noch bevor die Gondeln ihren regulären Betrieb aufnehmen mit dem Bergbahnen-Chef das Skigebiet erkunden. Gestartet wird um 7.30 Uhr mit einem heißen Kaffee und einem frischen Croissant von der Zirben-Bäckerei bei der Hochzeiger-Talstation. Dann geht es hinauf auf 2.000 Meter. "Wenn ich zu Hause bin, bin ich fast jeden zweiten Tag auf der Piste", mit etwas Glück trifft man Benni Raich zu einem gemütlichen Tratsch in der Gondel. Wobei sich während der Bergfahrt Seite an Seite mit dem ORF-Co-Kommentator so manche Fragen aufdrängen -, etwa welche Brillengläser beim Morgengrauen die beste Sicht garantieren. "Ich verwende immer relativ hell getönte Gläser. Teile der Piste liegen auch tagsüber oft im Schatten. Mit einem universalen Glas fährt man von früh bis spät am besten", verrät der Ex-Weltmeister.

als ersterüber das makellose cordmuster

Oben auf dem Hochplateau angekommen, offenbart sich der Traum eines jeden Skifahrers: griffiger Schnee und glatte Pisten mit feinem Cordmuster, wie es der Pistenbully hinterlässt. Fahren in der Raupenspur, das lässt sich selbst der Skistar nicht entgehen. Raich, der in Leins bei Arzl, direkt unter dem Hochzeiger gelegen, aufgewachsen ist und auch heute noch dort wohnt, kennt jeden Hang in-und auswendig. Er hat hier nicht nur Skifahren gelernt, sondern auch unzähligeTrainingseinheiten absolviert. Trotzdem ist er noch immer am liebsten auf seinem Hausberg unterwegs: "Ich sag das nicht nur, weil ich ein Pitztaler bin. Die Kulisse hier ist einfach traumhaft. Das Panorama reicht von der Zugspitze über die Allgäuer Alpen bis zur Silvretta-Gruppe. Außerdem ist dasGebiet nicht überlaufen, es ist extrem vielfältig und die Pisten sind schön breit und unterschiedlich anspruchsvoll."

das alpenpanorama ohne Trubel genießen

40 Pistenkilometer gibt es rund um den Hochzeiger zu entdecken. Von der Talstation bis zum höchsten Punkt auf 2.450 Metern liegen tausend Meter Höhenunterschied. "Dank dieser Hochlage ist das Gebiet besonders schneesicher. Und wir bleiben oft von Schlechtwetter verschont", sagt Raich. So auch heute: Die Sicht ist gut, das Wetter herrlich. Doch die Sonne genießen wir erst später. Um halb neun öffnen die Lifte und bis dahin geben wir Gas: die Benni-Raich-Abfahrt, eine schwarze Piste hinunter, durch das Kanonenrohr, eine Schussstrecke für Mutige. Und dann mit der Panoramabahn wieder hinauf. Den krönenden Abschluss bildet die sieben Kilometer lange Abfahrt von der Rotmoosbahn-Bergstation hinunter ins Tal. Anschließend wartet ein ausgiebiges Bergfrühstück im Zeigerrestaurant für hungrige Schifahrer.

spaß abseits der pisten garantiert

Das Pitztal hält aber auch für andere Wintersportler ein breites Angebot bereit -vor allem heuer, wo es so viel Naturschnee gibt wie seit 15 Jahren nicht mehr. Tourengeher kommen im Gelände auf ihre Kosten und können das "Dach Tirols", wie die Region auch genannt wird, abseits der Piste erkunden. Das gilt nicht nur für Fortgeschrittene: Auch Anfänger können mit fellbespannten Skiern die Gipfel erklimmen. Erfahrene Guides der Schischule Hochzeiger erklären dabei vorher, wie der Lawinenpiepser funktioniert und wie die Felle ruckzuck auf-und abgezogen werden. Weil beim Tourengehen die Sicherheit an oberster Stelle steht, wird vor dem Aufstieg auch ein Schneeprofil erstellt und der Rucksack-Airbag zur Probe einmal aufgeblasen. Dann geht es los etwa auf den 2.250 Meter hohen Zollberg, von dessen Gipfel man bei idealen Bedingungen einen Ausblick bis nach München genießt. Alternativ lässt sich die Gegend zu Fuß entdecken und mit Schneeschuhen durch die tiefverschneiten Zirbenwälder wandern. Dank seiner Höhenlage glänzt das Pitztal auch mit großer Vielfalt beim Langlaufen: Das Loipenangebot von insgesamt 70 Kilometern lässt das Herz jedes Naturliebhabers höherschlagen. Und all jene, die Lust auf eine Schlittenfahrt haben, werden ebenso fündig: Durch den Wald schlängelt sich nämlich eine über sechs Kilometer lange Naturrodelbahn.

unterwegs im 400 ps starken pistenbully

Auch für Spätaufsteher gibt es ein besonderes Highlight: An drei Abenden pro Woche können Urlauber direkt im Cockpit neben dem Pistenbully-Fahrer einchecken und einen Blick hinter die Kulissen bekommen. Mit dem 500 PS starken und zwölf Tonnen schweren Hightech-Gefährt geht es dann bei Sonnenuntergangdie steile Benni-Raich-Abfahrt hinauf und die Familienabfahrt hinunter. Hügel für Hügel wird ausgebügelt, Welle für Welle glattgestrichen. Damit die Frühaufsteher am nächsten Morgen wieder perfekte Traumpisten vorfinden.