Lernziel: Zukunft gestalten

Dass Lernen mit dem Berufsabschluss kein Ende hat, ist in der Automobilbranche mittlerweile fest verankert. Wir haben uns nach Trends in Sachen Weiterbildung umgehört.

Als "Insel der Seligen" wirdÖsterreich gern wegen verschiedenster Dinge bezeichnet: eines davon ist das duale System der Berufsausbildung. Aber mit einem Abschluss ist es heutzutage im Handwerk genauso wenig getan wie im Verkauf oder in der Chefetage: Lebenslanges Lernen ist längst kein trendiges Schlagwort mehr, sondern schlicht und einfach Notwendigkeit und Alltag. Der automotive Sektor bildet da keine Ausnahme. Dass auch bisher banale Reparaturvorgänge -etwa der Tausch einer Windschutzscheibe oder das simple Umstecken der Räder zu Winter-bzw. Sommerbeginn -heute mehr Technologie erfordern als früher, wird den Bedarf nach Schulungen weiter erhöhen. Da ist es nicht nur mit der nötigen Hardware getan, mit dieser will auch umgegangen werden können.

Menschen kaufen weiterhin von Menschen Bei den Verkäufern im Autohaus stellen neue Modelle stets Anlass zu Fortbildungen dar. Neue technische Features wollen erklärt werden; außerdem kommt der Kunde durch die Online-Präsenz der Modelle besser informiert ins Autohaus, was wiederum höhere Anforderungen an den Verkäufer stellt. Dabei darf die besondere Rolle des Autoverkäufers als Berater bei der zweitgrößten Anschaffung, die der Durchschnittsösterreicher in seinem Leben tätigt, nicht außer Acht gelassen werden. Helmut Pletzer, Geschäftsführer von Suzuki Austria, stand uns im Sommer (AUTO&Wirtschaft Nr. 9/2017) für ein Gespräch zum Thema Verkauf zur Verfügung und er sieht bei der Ausbildung von Autoverkäufern Nachholbedarf. Verkäufer, die bloß am Standort anwesend seien und den Kunden bedienten, der hereinkomme, seien zu wenig. Pletzer lobt in diesem Zusammenhang die Lehrgänge des Automotive Managements an der Fachhochschule Kufstein.

Neuheiten Treiber von Weiterbildung Neue Technologien sind steter Anlass zu immer wieder neuen Fortbildungen. Im Mainstream angekommen sind mittlerweile Hochvolt-Kurse, die Kfz-Mechaniker dazu befähigen, an Hybrid-und Elektroautos zu arbeiten. Unter vielen anderen Anbietern hat sich auch die Evalus GmbH auf das sichere Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvoltsystemen und deren Energiespeichern spezialisiert und organisiert Seminare und Inhouse-Schulungen. Ab 2018 wird es Informationsveranstaltungen unter dem Titel "EV Safety Day" geben, erster Termin ist der 16. Jänner. "Elektrische Antriebe werden die Zukunft bestimmen", so Geschäftsführer Deniz Kartal, für den die Unfallprävention durch Ausund Weiterbildung eine ausgesprochen wichtige Rolle für die Werkstätten spielt. Auch im Lackierbereich ist Weiterbildung essenzielles Thema. Der Linzer Cromax-Importeur Lack&Technik ist in dem Feld sehr aktiv. "Innovationen erzielen ihre Produktivität, wenn sie richtig angewendet werden -zum Beispiel die digitale Farbtonfindung", so Geschäftsführer Rudolf Weismann. Cromax-Schulungen zur Bedienung des neuen Systems ChromaVision Pro Mini seien derzeit sehr gefragt, sie würden sowohl im hauseigenen Schulungszentrum als auch vor Ort in den Betrieben angeboten. 2017 haben sich bei Lack&Technik insgesamt etwa 280 Teilnehmer in ca. 40 Schulungen und Trainings fortgebildet. Ein Trend-Thema sieht man im Bereich Arbeitsplatzoptimierung.

Neue Formen des Lernens Dass neue Lernmethoden wie e-Learning in der Branche mehr und mehr Einzug halten, hat einen guten Grund. "Schulungstage verursachen Ausfallzeiten, gleichzeitig müssen Betriebe aber immer effizienter arbeiten und knapper kalkulieren", sagt Weismann. Plattformen für e-Learning, welche ein zeitlich flexibles Training direkt im Arbeitgeberbetrieb anbieten, werden stärker nachgefragt -ein Trend, der sich weiter fortsetzen wird. "Das Cromax Online-Trainingstool e-CTC besteht aus einzelnen Modulen, welche je nach verfügbarer Zeit flexibel abgearbeitet werden können." Gibt es Nachteile des Lernens am Computer? "Im Schulungszentrum wirkt sich die Gruppendynamik positiv aus." Außerdem sei es dort leichter nachzufragen oder einem Teilnehmer am praktischenBeispiel Dinge zu erklären. Eine technische Hürde sieht man bei Lack&Technik nicht. "Immer mehr Lackierer und Spengler gehören zur Gruppe der digitalaffinen Menschen und stehen dem Thema e-Learning interessiert gegenüber. Außerdem sind für das Lernen mit dem e-CTC von Cromax nur PC-Basiskenntnisse nötig, woraus sich eine niedrige Einstiegsschwelle ergibt." Dennoch solle e-Learning die Schulungen im Schulungszentrum nicht ersetzen.

Wifi-Lehrlingsakademie in Linz Speziell für Lehrlinge bietet Lack&Technik in Kooperation mit dem Wifi Oberösterreich die Lack&-Technik-Wifi-Lehrlingsakademie an. Diese vermittelt Auszubildenden in 3 Modulen eine Vertiefung der Kenntnisse in Karosseriebau-und Lackiertechnik während der Lehrzeit an. "Die Lehrlinksakademie war auch heuer wieder zur Gänze ausgebucht", berichtet Weismann. Zur Sicherung der Qualität der Ausbildung ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Die Lehrveranstaltungen finden zum Teil beim Wifi in Perg, zum Teil im Schulungszentrum von Lack&Technik statt.

Auch Management muss mit Auch auf Uni-Ebene findet automotive Weiterbildung statt. Die FH Kufstein bietet eine Post-Graduate-Ausbildung: In 3 Stufen werden Kenntnisse vom "Automobilverkäufer" über "Automotive Management" bis hin zum "Executive MBA" im Sektor Automotive vermittelt. Als Vortragende wirken Branchenkenner und bieten auch erfahrenen Führungskräften wertvolle Anregungen, wie man die Zukunft aktiv gestalten kann. Denn weder Universitätsabschluss noch Chefsessel bedeuten heutzutage, dass man sich auf dem Erreichten den Rest seines Berufslebens lang ausruhen darf. (KAT)

"Die Unfallprävention durch Aus-und Weiterbildung spielt eine wichtige Rolle für die Akzeptanz der E-Mobilität."

Deniz Kartal, Evalus

"Hersteller bringen Investitionen auf den Markt, die dann enorme Produktivität erzielen, wenn sie richtig angewendet werden."

Rudolf Weismann, Lack&Technik