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Der Aussteiger, der gleich wieder einstieg

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Der Aussteiger, der gleich wieder einstieg

Was bewegte Alexander Laimer, nach dem Verkauf seiner Betriebe in der Steiermark gleich wieder ein anderes Autohaus zuübernehmen?

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Dass Autohändler aus der Branche aussteigen wollen, ist angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen verständlich. Dem einen oder anderen gelingt tatsächlich ein erfolgreicher Verkauf. Dass sich ein derartiger Aussteiger dann entschließt, gleich wieder mit der Pacht eines Autohauses in den Autohandel einzusteigen, hat allerdings Seltenheitswert.

Schon vor Jahren hat der steirische VW-Händler Alexander Laimer mit den von seinen Eltern übernommenen Betrieben in Leoben und Knittelfeld die Fühler auch nach Wien ausgestreckt. Mit dem Kauf eines neu gebauten, aber in Konkurs geschlitterten Fiat-Betriebes setzte er sich in Perchtoldsdorf direkt zwischen den VW-Platzhirschen Stipschitz (Maria Enzersdorf) und den Wiener Porsche-Stammbetrieb in Liesing. Als Skoda-Händler, der von der Steiermark aus auch Wiener VW-und AudiKunden bedienen konnte, mischte Laimer 2015 mit 100 Umsatzmillionen in der Oberliga des heimischen Autohandels mit.

Investitionen in sechsstelliger Höhe

Durch den neuen Standort verlagerte sich auch Laimers Privatleben in den Süden Wiens. Die Filiale in Perchtoldsdorf wurde faktisch zur neuen Firmenzentrale. Trotz dieser Übersiedlung kam es niemandem in den Sinn, dass sich Laimer ganz von seiner steirischen Heimat trennen könnte. Außer ein paar Insidern in der Porsche-Zentrale in Salzburg. Die haben bei ihrer Netzplanung stets auch die Unternehmensnachfolge ihrer Vertriebspartner im Auge. Sie klopften daher auch bei Laimer auf den Busch und wollten wissen, wie es in den nächsten zehn Jahren mit seinen steirischen Betrieben weiter gehen wird.

Just zu einem Zeitpunkt, als es darum ging, die Vorgaben neuer Standards zu erfüllen. Mit Ausgaben, die sich- wenn überhaupt -erst im Laufe von zehn Jahren amortisieren. Laimer stand vor der Wahl, mit mehreren hunderttausend Euro die Standorte aufzurüsten -oder sich von ihnen zu trennen. Wohl wissend, dass für externe Käufer derartige Investitionen wertlos -und für ihn somit zum Fenster rausgeschmissenes Geld sind.

"Ich will es meiner Tochter nicht antun, Autohändlerin zu werden", sagt Laimer (Jahrgang 1963) und entschloss sich gegen wirtschaftlich zweifelhafte Investitionen und die dafür erforderliche Kreditaufnahme samt den damit verbundenen Haftungen -und für den Verkauf seiner steirischen Liegenschaften. Schließlich ist es besser, einen Betrieb frühzeitig zu verkaufen, dafür aber in aller Ruhe und damit zu marktgerechten Preisen, als knapp vor der Pensionierung zu heute nicht abschätzbaren Konditionen.

Eine Entscheidung, die den Porsche-Planern einiges Kopfzerbrechen bescherte. Innerhalb des VW-Händlernetzes gab es keinen Partner, der für eine derartige Betriebsübernahme infrage kam -und der das finanziell auch gestemmt hätte. Bei einem externen Verkauf der Betriebe hätte Porsche zur Marktabdeckung dann selbst mit einem Neubau in die von Laimer geschaffene Lücke springen müssen. Wobei ein derartiger Start auf der grünen Wiese erfahrungsgemäß wesentlich teurer kommt als eine Betriebsübernahme. Die allerdings den Nachteil hat, von der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden abhängig zu sein.

Porsche entschloss sich, das Risiko einzugehen. Um es so klein wie möglich zu halten, wurde ein sogenannter Asset-Deal vereinbart. Gekauft wurden nur die steirischen Vermögenswerte der Laimer Ges.m.b.H., nicht aber das Unternehmen selbst. Sollte die Übernahme scheitern, wäre das auch kein Problem gewesen. "Dann hätte ich dort noch eine Zeit weiter gemacht", sagt Laimer. So konnten sich die Salzburger auf Laimers Zusage verlassen. Letztlich gab es gegen die weitere Expansion der Porsche-Gruppe keine Einwendungen -die steirischen Laimer-Beschäftigten hatten lediglich einen neuen Arbeitgeber.

Laimer musste sich nunüberlegen, wie es mit seiner "Zentrale" in Perchtoldsdorf weiter geht. Expansionsmöglichkeiten gab es vor Ort keine -und Käufer waren für diesen Standort nicht in Sicht. "Eigentlich wollte ich mich auch noch nicht zur Ruhe setzen." So bekam er aus Salzburg den Tipp, dass in Liezen neue Aufgabenauf ihn warten würden. Dort hatte sich Hermann Berger vor drei Jahren aus dem Kfz-Tagesgeschäft zurückgezogen. Die operativen Gesellschaften wurden zwischen seinen beiden Kindern aufgeteilt.

Gabriele erhielt als 35-Jährige mit der Autohaus Liezen GmbH das Kerngeschäft des kleinen VW-Imperiums, ihr jüngerer Bruder Hermann jun. die Hermann Berger GmbH in Großreifling mit einem großen Lackzentrum und drei weiteren VW-und Audi-Standorten. Die Autohaus Berger GmbH und deren Liegenschaften verblieben beim Senior.

Das Problem mit der Betriebsübergabe

Beide Jung-Berger haben einige Zeit Porsche-Luft geschnuppert. Der Junior als Kfz-Techniker im Kundendienstbereich, die Schwester fünf Jahre im Marketing. Beide waren bereits einige Jahre vor der Betriebsübergabe unter den Fittichen des Vaters in der Geschäftsführung -somit eine ideal geplante familiäre Unternehmensnachfolge. Die doch nicht so klappte, wie es sich der Firmengründer vorgestellt hatte.

Bereits die Bilanz der Autohaus Liezen GmbH des Jahres 2014 zeigte den Porsche-Leuten Handlungsbedarf. Der Umsatz war von 35,1 Millionen auf 26,6 Millionen Euro zurückgefallen, die Kosten konnten nicht schnell genug gesenkt werden, das Jahresergebnis drehte sich von einem knappen Plus auf minus 636.708,42 Euro. Die stattliche Eigenkapitalquote schrumpfte von 30 auf 18,2 Prozent. Dem Unternehmen machten vor allem Absatzprobleme im Neu wagengeschäft zu schaffen -was bei Kfz-Importeuren naturgemäß nicht gern gesehen wird. Vor allem, wenn in der realistischen Bilanz-Prognose "mit einem weiteren Rückgang der Autoverkäufe gerechnet wird". Offenbar waren die väterlichen Schuhe der Tochter im rauen Autogeschäft um eine Nummer zu groß.

"Einer hat gesucht und einer hat gefunden", bringt Berger senior die nunmehrige Verpachtung der Autohaus Liezen GmbH an die Laimer GmbH auf einen kurzen Nenner. "Wir wollen Sie informieren, dass der Betrieb Autohaus Liezen (Standort Liezen) mit 13.02.2016 an Alexander Laimer verpachtet ist", wurde den Kunden am 28. Jänner mitgeteilt. Seither wurden die 54 übernommenen Mitarbeiter auf 62 aufgestockt. "Bis Jahresende können es auch schon 80 sein." Laimer sieht für die nächsten zehn Jahre für sein neues Fünf-Marken-Autohaus durchaus Entwicklungschancen -und zwar nicht nur im Ennstal.

Alle Konzernstandards erfüllt

Neben seinem Vertrauen in das Laimersche Managementtalent hat sich Berger auch finanziell abgesichert. Mit einer Jahrespacht im Voraus und einer Bankgarantie für zwei weitere Jahre. Dafür profitiert Laimer davon, dass der Betrieb ISO-zertifiziert ist und alle Konzernstandards erfüllt. So braucht er in Liezen in den nächsten Jahren keine nennenswerten Investitionen zu finanzieren. Den Erlös aus dem Verkauf seiner Betriebe in Leoben und Knittelfeld kann er somit ertragreicher als in Autohaus-Standards investieren.

Berger profitiert anderseits davon, dass die Verluste der Autohaus Liezen GmbH in den nächsten Jahren nicht weiter an der Substanz zehren. Sollte der Betrieb nicht aus den roten Zahlen rauskommen, ist das künftig nur das Problem für Laimer als Pächter -und nicht mehr das Problem seiner Tochter Gabriele. Befreit von den Mühen des Autoverkaufs und ohne finanzielle Sorgen wird sie sich möglicherweise wieder ihren ursprünglichen Leidenschaften -Design und Architektur -widmen. Zwischenzeitig kann sie sich überlegen, ob sie in zehn Jahren als Nachfolgerin von Laimer erneut in die Autobranche einsteigen will.

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