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Sind die Vorgabezeiten für Reparaturen ausreichend?

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Gewinne, die im Handel nicht mehr erzielbar sind, müssen durch die Werkstatt ausgeglichen werden. Doch hier sind die Reparatur-Vorgabezeiten in der Regel knapp bemessen. Reichen sie wirklich aus?

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Gesamtpaket muss sich rechnen

"Die Vorgabezeiten sind fast nicht einzuhalten", sagt Walter Maier, Geschäftsführer Autohaus Maier/Götzis. "Es geht also Zeit verloren. Wenn man dies dann mit der Auslastung hochrechnet, kommt man darauf, dass es fast unmöglich ist, 100 Prozent an den Endverbraucher weiterzuverrechnen." Bei Reparaturen älterer Fahrzeuge, die oft mit zusätzlichen Arbeiten verbundenseien, informiere man die Kunden. "Letztendlich sind wir auch gezwungen, entsprechende Angebote zu machen, um nicht von den freien Werkstätten überholt zu werden. Die Konkurrenz bestimmt den Preis mit. Wir sehen den Reparaturbetrieb als Gesamtpaket, das sich insgesamt rechnen muss, wobei die Spenglerei und Lackiererei weit rentabler sind als die Kfz-Technik."

Mit der Routine schwinden Probleme

"Die Vorgabezeiten sind grundsätzlich sehr eng bemessen", meint Günther Kerle, Geschäftsführer Mazda Austria GmbH/Klagenfurt. "Das Problem bei Reparaturen ist aber vielschichtiger, denn es handelt sich dabei oft um Arbeiten, die nicht alltäglich sind. Wenn ein Betrieb eine solche Reparatur das erste Mal durchführt, kann eszu Schwierigkeiten bei der Einhaltung der Vorgabezeiten kommen", so Kerle. Diese Probleme erübrigten sich aber mit wachsender Routine. Sollte sich herausstellen, dass eine Position bei Vorgabezeiten, die vom Werk in Japan erstellt würden, wirklich schwer erfüllbar sei und entsprechendes Feedbackaus mehreren Ländern vorliege, sei es möglich, dass der Hersteller diese korrigiere.

Im Idealzustand machbar

"Die Vorgabezeiten unterscheiden sich einerseits von Modell zu Modell. Es hängt aber auch davon ab, ob es sich um Neuwagen oder einen älteren Gebrauchten handelt", erklärt Martin Gertl, Bundesinnungsmeister-Stv. der Berufsgruppe der Kfz-Techniker. "Insgesamt sind die Zeiten generell sehr knapp bemessen und können zuweilen in der Praxis nicht erreicht werden, was den Firmen zusätzliche Kosten beschert. Im Idealfall, also Neuzustand des Fahrzeuges, sind sie zumeist machbar, sobald aber unvorhergesehene Probleme bei der Reparatur auftreten, wird es oft sehr eng oder es kommt zu Zeitüberschreitungen." Auch seitens der Hersteller werde Druck gemacht: "Vielleicht auch, weil Versicherungen und Leasingunternehmen Druck machen."

Leitfaden für Reparaturen

"Ich habe bezüglich zu knapper Vorgabezeiten bei Reparaturen seitens der Händler seit vielen Jahren nichts gehört", sagt Max Egger, Geschäftsführer Intercar Austria GmbH/Salzburg (Škoda Großhandel Österreich). "Wenn es zu Problemen und Reklamationen kommt, treten diese nicht in Zusammenhang mit Vorgabezeiten auf, sondern dass man manchmal den Leitfäden der entsprechenden Fehlersuche oder Reparatur nicht folgt", so Egger. Würden diese eingehalten, seien alle Zeiten auch verrechenbar, werde diesen nicht gefolgt, gebe es irgendwann einmal das Problem, dass die Vorgabezeiten nicht mehr definierbar seien. "Im Rahmen der geführten Reparatur werden die Zeiten, die für uns nachvollziehbar sind, auch vergütet."

Zeitschraube wird angezogen

"Grundsätzlich sind die Vorgabezeiten zumeist ausreichend, allerdings verringern sie sich tendenziell und werden meiner Meinung nach knapper", meint Max Sonnleitner, Geschäftsführer Autohaus Sonnleitner/Linz. Seien die Fahrzeuge nagelneu, seien auch die Vorgabezeiten meistens zu schaffen. Sobald aber ein kleines Problem auftrete, gehe es sich schon nicht mehr aus. Sonnleitner glaubt auch, dass für eine Diskussion über Vorgabezeiten, die international von den Herstellern bestimmt werden, wenig Spielraum vorhanden ist. Daher gibt es im Gegensatz zu früher kaum mehr die Möglichkeit, Adaptierungenaufgrund regionaler Unterschiede zu erreichen. "Letztendlich könnten wir finanzielle Deckung im Kundendienstbereich verlieren."

AuchÄnderungen sind möglich

"Für einen gut ausgebildeten Mechaniker, der Arbeiten öfter durchgeführt hat, sind die Vorgabezeiten knapp ausreichend", erklärt Ing. Roland Berger, Geschäftsführer Honda Austria Branch of Honda Europe/Wr. Neudorf. "Natürlich darf man dabei nicht trödeln, aber es ist machbar. Wenn jemand allerdings Arbeiten an einem Fahrzeug durchführt, die er selten oder noch nie gemacht hat, reichen die Vorgabezeiten nicht aus." Natürlich bestehe von Honda auch die Bereitschaft, entsprechende Adaptierungen vorzunehmen, wenn sich herausstelle, dass Vorgabezeiten zu knapp bemessen seien. "Wenn wir festgestellt haben, dass die Zeiten vollkommen unrealistisch sind, haben wir sie auch entsprechend geändert."

Mängel bei Richtzeiten melden

"Oft sind die Vorgabezeiten ausreichend, es gibt aber eine Vielzahl von Positionen, wo dies nicht der Fall ist", sagt Komm.-Rat Ing. Josef Puntinger von der Berufsgruppe der Kfz-Techniker. Bei Reparaturen vonälteren Fahrzeugen und nach Ablauf der Herstellergarantie sei es auch wichtig, diese zusätzlich zu dokumentieren. Darüber hinaus hätten Betriebe sowohl über die Bundesinnung der Kfz-Techniker als auch der Karosseriebauer die Möglichkeit, festgestellte Mängel an Richtzeiten zu melden. "Diese werden an das Institut IFL in Deutschland weitergegeben und geprüft. Ich habe Rückmeldung, dass pro Jahr einige hundert Positionen in Abstimmung mit dem Hersteller entsprechend korrigiert werden."

Wir müssen damit leben

"In vielen Fällen sind die Vorgabezeiten leider nicht ausreichend", erklärt Roland Zsoldos, Autohaus Zsoldos/Neusiedl am See. Natürlich gebe es Unterschiede von Modell zu Modell, bei der Abrechnung komme dann die Stunde der Wahrheit. Wobei die Vorgabezeiten im technischen Bereich meistens enger bemessen seien als bei Karosseriearbeiten. Auch Gespräche mit Kunden seien nicht einfach, "weil es immer schwierig ist zu erklären, wenn sich die Reparatur aufgrund des zusätzlichen Aufwandes verteuert". Man müsse bei älteren Fahrzeugen daher schon beim Kostenvoranschlag anders kalkulieren und mögliche auftretende Probleme in diesen miteinbeziehen. Insgesamt seien große Änderungen nicht zu erwarten: "Wir werden wohl damit leben müssen."

Kein Diskussionsthema

Keine nennenswerten Probleme seien bei RenaultÖsterreich bis dato im Zusammenhang mit den Reparatur-Vorgabezeiten aufgetreten, wie seitens des Importeurs bestätigt wird. "Diese sind von der Zentrale vorgegeben und sind auch kein Diskussionsthema in unserem Händlernetz", sagt Christophe Waag, Direktor Kundendienst und Qualität bei Renault Österreich GmbH. Es bestünden, wie Waag weiter feststellt, auch keine Unterschiede bei Neu-und Gebrauchtfahrzeugen. Dies würde demnach sämtliche Reparaturen auch nach dem Erlöschen der Werksgarantie betreffen: "Es gibt bei Renault nur eine Richtzeit pro Reparatur, und diese hat für die gesamte Lebensdauer des Autos Gültigkeit."

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