"Hurra, wir leben noch"

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"Hurra, wir leben noch"

Mit 700 Betrieben und 71.000 Beschäftigten ist die automobile Zulieferindustrie einer der wichtigsten Sektoren in Österreich: Doch die Wettbewerbsfähigkeit hat weiter gelitten, heißt es in einer im September veröffentlichten Studie.

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Wochenlang hatten sie gerechnet, die Mitarbeiter des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI): Und dann, bei der Pressekonferenz, reicht ein einziger Satz, um das Dilemma in der Zulieferindustrie zu beschreiben. "Hurra, wir leben noch. Nur keiner weiß, warum." Der, der das sagt, kennt sich aus: Dipl.-Ing. Dietmar Schäfer ist Vorsitzender der ARGE Automotive Zulieferindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich und leitet den Airbag-Hersteller iSi Automotive Holding mit Hauptsitz in Wien.

Schäfer bestätigt damit, was "AUTO&Wirtschaft" in den vergangenen Monaten immer wieder bei Gesprächen mit Autozulieferern festgestellt hat: Zwar laufen die Geschäfte gut, manchmal sogar sehr gut, doch der Schein ist trügerisch. Hätte Schäfer 3 Wünsche an die Politiker, würde er gerne folgende Dinge verbessert haben: Am wichtigsten wäre mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten, sagt er:"Das ist ein Alptraum in Österreich. Arbeit ist in Österreich auch extrem teuer, da dürfen wir nicht jedes Jahr weiter absacken."

Arbeitszeitmodell wie in Deutschland?

Ähnlich hatten sich in den vergangenen Monaten unter anderem auch die Chefs des BMW-Motorenwerks in Steyr und der Robert Bosch AG geäußert. Auch bei der Miba AG und beim Getriebe-und Motorenwerk von Opel in Wien würde man sich ein Arbeitszeitmodell wie in Deutschland wünschen, wo "in guten Zeiten" Arbeiter (in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat) ein paar Stunden länger arbeiten: Diese Stunden werden (abgerechnet über 2 Jahre) in auftragsschwächeren Zeiten wieder ausgeglichen.

Als zweiten wichtigen Bereich wünscht sich die Branche, dass in der schulischen Ausbildung mehr Augenmerk auf spezielle Bereiche der Bildung gelegt wird: "Technik und Naturwissenschaften müssen verstärkt präsentiert werden", sagt Schäfer.

Und nicht zuletzt ist auch die Steuergesetzgebung inÖsterreich der Branche ein Dorn im Auge -etwas, was auch der Autohandel und die Werkstätten nicht verstehen können (Stichwort: der Autofahrer als "Melkkuh der Nation"). Auch Schäfer konstatiert Ähnliches: "Wir leben vom Auto, aber es gibt eine Melk-und Neidkultur. Stellen Sie sich vor, man würde auch in Deutschland mit einer solchen Steuergesetzgebung kommen!" Dabei sei die automotive Zulieferindustrie in Österreich gleich wichtig wie in Deutschland.

Sollte es nicht raschÄnderungen geben, drohe die Gefahr, dass die 700 österreichischen Autozuliefer-Betriebe nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten könnten: Dann gäbe es eine Abwanderung, die sich auch negativ auf andere Branchen auswirken könnte.

Österreich rutscht hinter Deutschland ab

In der Auto-Zulieferindustrie sind inÖsterreich rund 71.000 Menschen beschäftigt. Diese Zahl bleibe seit Jahren gleich, sagt Schäfer, während insgesamt die Beschäftigung in Österreich steige und auch die weltweite Automobilproduktion wachse. Dies allein zeige, wie dramatisch die Situation sei.

Unterstützt wurde er von DDr. Herwig Schneider, Geschäftsführer des Industriewissenschaftlichen Instituts. Laut dessen Berechnungen habe Österreich im Jahr 2010 in einem Wettbewerbsvergleich mit 25 anderen Staaten noch 463 Punkte erreicht, Deutschland sei damals bei 471 und Großbritannien bei 450 Punkten gelegen. Seither habe sich Großbritannien aber um 72 Punkte verbessert, während Österreich um 59 Punkte zurückgefallen sei. Erhoben werden 30 Indikatoren - unter anderem auch die Bürokratie, der Zustand der Straßen, Entlassungskosten, Bestechung oder der Zugang zu Krediten.

Das AbsackenÖsterreichs innerhalb kürzester Zeit ist laut Schneider "eigentlich ziemlich dramatisch". Kommentar von Schäfer dazu: "Als Vorstand eines Unternehmens namens Österreich hätte ich ernsthafte Schwierigkeiten, wenn ich beim Aufsichtsrat solche Zahlen präsentieren würde." (MUE)

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