"Unser Radar geht um die Welt"

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"Unser Radar geht um die Welt"

Alain Favey, Sprecher des Vorstands der Porsche Holding

Nach einem neuerlichen Erfolgsjahr kommt für die Porsche Holding die Bewährungsprobe: Klappt der Rückruf von 388.000 Autos? Und wie reagieren die Kunden?

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Wann immer VW, Audi, Seat oder Skoda in den vergangenen Monaten zu einer Pressekonferenz riefen, war diese zweigeteilt: In die Präsentation des jeweiligen Modells bzw. die Bekanntgabe der Verkaufszahlen auf der einen Seite und in Stellungnahmen zum beherrschenden Thema im Anschluss daran. Kein Wunder, dass auch die traditionelle Jahresabschluss-Pressekonferenz der Porsche Holding in Wien nach diesem Muster verlief. "Der Porsche Holding geht es sehr gut", leitete Alain Favey, Sprecher des Vorstands, seine Präsentation ein. Wie üblich war es auch diesmal wieder eine Erfolgsbilanz. Die allerdings in erster Linie durch die verstärkten Verkäufe in den Ländern Ost- und Südosteuropas zustande kam, wo die Porsche Holding(wie in Österreich) zumeist als Importeur und Händler vertreten ist.

Ein paar Zahlen gefällig? Nach 623.200 Neuwagen, die die Porsche Holding 2014 weltweit auslieferte, stieg deren Zahl 2015 auf 664.000 an. Die Zahl der Händler, die in Europa, China, Kolumbien und Chile für die Holding tätig sind, stieg von 592 auf 628, jene der Mitarbeiter von 32.300 auf 33.000.

Neue Länder im Fokus

Im Großhandel gab es ein Plus von 275.800 auf 288.300 Einheiten: 158.000 davon entfielen auf Zentral- und Osteuropa, 113.000 auf Österreich und 17.300 auf Südamerika. "Die Strategie der weltweiten Präsenz funktioniert", resümierte Favey. Einziges Problem ist die Ukraine, wo der Gesamtmarkt von 200.119 Stück (2013) auf 44.000 Stück (2015) abstürzte und auch die erfolgsverwöhnten Salzburger nicht verschonte. "Aber wir bleiben präsent, denn wir wollen mitwachsen, wenn auch die Märkte wieder anziehen." Auch neue Länder könnten 2016 dazu kommen: "Unser Radar geht immer um die Welt."

Dass derösterreichische Markt im Vorjahr bei Weitem nicht an die Zahlen von 2012 oder 2013 herankam, sieht Favey nicht als Grund für Besorgnis: Auch 2016 werde man "stabil auf hohem Niveau" bleiben, glaubt er. 34,8 Prozent aller Neuwagen trugen 2015 das Emblem einer der Konzernmarken, das ist das viertstärkste Ergebnis der Geschichte.

Rückrufaktion läuft das ganze Jahr 2016

Doch natürlich war die Sache mit den NO x-Manipulationen und den verfälschten CO2-Werten ein beherrschendes Thema: Favey spricht von "tollen Leistungen unserer Mannschaft". Nach den vielen Gesprächen mit verunsicherten (und wohl auch erbosten bzw. enttäuschten) Kunden im Herbst geht es nun an die Umsetzung der Rückrufaktion. Laut den letzten Zählungen könnten bei 336 Fahrzeugen die CO 2-Werte falsch sein. Weit schlimmer ist jedoch, dass in Österreich 388.000 Fahrzeuge wegen der NO x Problematik in die Werkstätten müssen.

Der Plan sieht vor, dass der Rückruf in der Kalenderwoche 4 startet, und zwar mit den 2.0-TDI-Motoren, die 60,7 Prozent aller betroffenen Fahrzeuge ausmachen. Hier reicht ein Software-Update ebenso wie bei den 1,2-Liter-Dreizylindern. Deren Zahl ist mit 1,7 Prozent überschaubar, ab der Kalenderwoche 22 geht es los. Zuletzt, nämlich ab der 39. Woche des Jahres, kommen dann die 1.6-TDI-Aggregate dran, dabei handelt es sich um 36,7 Prozent aller betroffenen Autos. Hier ist nicht nur der etwa halbstündige Software-Eingriff notwendig, sondern auch der Einbau eines Gitternetzes vor dem Luftmengenmesser. Dafür ist rund eine Stunde veranschlagt. Insgesamt werden bis zu drei Briefe an jeden Kunden verschickt: Wer nicht reagiert, riskiert einen Entzug der Zulassung durch das Verkehrsministerium.

Die Planer in Salzburg haben errechnet, dass auf die Werkstätten insgesamt 4,2 Prozent Mehrbedarf zukommt: "Das sollte jeder Betrieb ohne tiefgreifende Änderungen bewältigen können", meint Favey.

Keine Nachteile für Kunden und Händler

Wichtig ist: Ebenso wie kein Kunde finanzielle Nachteile durch die Skandale haben wird, gilt dies auch für die Händler. Der Importeur bietet durch günstige Ersatzfahrzeuge ebenso Unterstützung wie beim Kauf von Diagnosegeräten. Nicht endgültig fixiert waren bei Redaktionsschluss mögliche Treueprämien für Kunden, also Eintauschangebote oder Garantieerweiterungen bzw. Finanzierungsboni.

Übrigens: Eines der großen Themen für 2016 wird die Förderung der Elektromobilität sein. Hier verspricht Favey, dass sich bei Ausnutzung aller Förderung und Miteinberechnung des Vorsteuerabzugs der Preis eines e-Golf für Firmenkunden von 36.730 auf 23.525 Euro reduziert; das wäre sogar weniger als ein TDI (nach Abzug der Unternehmerförderung und des Bonus der Porsche Bank) kostet. Mit der Offensive soll der derzeitige Absatz von etwa 200 e-Golf im kommenden Jahr verdoppelt werden. Für den e-up! sind keine speziellen Aktionen geplant; er bleibt aber weiterhin im Angebot.

Weitere Umbauten im Händlernetz

Im Bereich der Händler geht die Offensive weiter: Nach der Fertigstellung der AVEG in Linz (großes Foto) und den Umbauten bei Gerstinger Wien-Leopoldau sowie Porsche Klagenfurt und Salzburg wird 2016 Porsche Wien-Liesing in Angriff genommen; dafür sind 3 Jahre geplant. Erneuert werden auch das Autohaus Stipschitz in Maria Enzersdorf sowie die Standorte in Dornbirn und Wels.

Es sei jedoch nicht die Strategie des Importeurs, weitere Standorte aufzukaufen und "den Bereich Retail unter unsere Kontrolle zu bringen", so Favey.

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