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Höherer Sachbezug: Chance oder weiterer Dämpfer fürs Geschäft?

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Die Bundesregierung greift abermals in das Börsel der Autofahrer, diesmal sollen Dienstwagenfahrer zur Kasse gebeten werden. Wie wird das Geschäft durch die geplante Maßnahme beeinflusst?

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Hybride ausschließen war richtig

"Für den Großteil der Firmen kann diese steuerliche Neuerung gut genutzt werden", meint Mag. (FH) Gerhard Gastecker, Geschäftsführer der gleichnamigen Renault-Autohäuser, "der Mitarbeiter bezahlt bei Verwendung eines Elektroautos keinen Sachbezug -das Unternehmen hat durch die günstigen Betriebs-und reduzierten Wartungskosten ebenfalls Vorteile. Das versuchen wir auch vertriebstechnisch zu nutzen und unseren Firmenkunden aufzuzeigen." Dass Hybridmodelle aus dieser Regelung ausgenommen sind, hält Gastecker für gerechtfertigt, denn: "Trotz des geringeren Verbrauchs im Vergleich zu reinen Verbrennungsmotoren wird bei Hybriden immer noch fossiler Treibstoff verbrannt und damit werden Schadstoffe ausgestoßen."

Dienstnehmer gegen höhere Pauschale

Die neue Regelung für Dienstwagen sei ein sehr gutes Signal für Elektrofahrzeuge, sagt Konsul Michaela Strasser-Frey. Die weiteren Auswirkungen werden von der Regierung aber unterschätzt: Es werde zum Downsizing kommen, weil die Nutzer nicht mehr bereit seien, die höhere Pauschale zu bezahlen. Für Dienstnehmer werde mehr Geld möglicherweise interessanter als ein Firmenfahrzeug sein, das vielleicht eine Klasse kleiner ausfalle. Das werde sich negativ auf das Geschäft auswirken: Es werde schwieriger, beratungsintensiv sei es bereits. Je nachdem, wie die Steuerreform im Detail ausfalle, könne sie Kaufzurückhaltung auslösen. Jedenfalls werde sich die Steuerreform auf das Geschäft auswirken.

Größere Chancengleichheit

"In unserem Autohaus hat das Flottengeschäft keinen hohen Anteil", sagt Markus Meisinger, Geschäftsführer Autohaus Meisinger/Innsbruck-Völs. Es gebe aber bereits Unternehmen, die auf Firmenfahrzeuge verzichten und ihren Mitarbeitern stattdessen ein höheres Gehalt zahlen würden. "Da könnte uns ein leichter Vorteil entstehen, weil sich die Menschen dann die Autos kaufen, die ihnen gefallen und die nicht durch das Fuhrpark-Management vorgegeben sind. Dadurch könnte auch eine größere Chancengleichheit am Markt entstehen", so Meisinger. Reinen Elektrofahrzeugen räumt er nur Chancen in Städten ein. "Es gibt ein Reichweitenproblem", was im ländlichen Bereich und vor allem aufgrund der Topografie Tirols ein Problem darstelle.

Belastungen sind viel zu hoch

"Wir merken heute schon, dass eine Großzahl an Firmenwagen-Nutzern an der Grenze sind", sagt Komm.-Rat Mag. Hubert Aichlseder, Landesgremialobmann des Kärntner Fahrzeughandels und Geschäftsführer Autohof Klagenfurt. "Viele wollen die Privatnutzung nicht mehr, weil sie ihnen zu teuer kommt." Auch Unternehmen seien in Österreich im Vergleich zu Deutschland, wo es keine NoVA, dafür aber eine Vorsteuerabzugsberechtigung gebe, deutlich höher belastet. "Das Auto ist in jedem Belastungspaket integriert, von den Vorteilen der aktuellen Steuerreform profitieren Firmenwagen-Nutzer nicht, da sie höher belastet werden. Auch der Öko-Aspekt sei eine Augenauswischerei: "Rund 30 Prozent der Fahrzeuge auf Österreichs Straßen sind veraltet, eine Verschrottungsprämie könnte hier wesentlich mehr bewirken."

Wir werden profitieren

"Wir erwarten uns in unserem Autohaus von der neuen Regelung Zuwächse und sehen sie sehr positiv", sagt Gerhard Skrbetz, Standortleiter beim Autohaus Koinegg in Eisenstadt. "Wir können unseren Kunden sowohl mit dem Renault Zoe als auch mit dem Nissan Leaf reine Elektrofahrzeuge anbieten und ich bin überzeugt, dass sich einige Kunden für den Umstieg entscheiden werden." Auch was Verbrennungsmotoren betrifft, blickt Skrbetz optimistisch in die Zukunft. "Der neue Renault Espace ist mit einem CO 2-Ausstoß unter 120g/km ebenso wie der neue Laguna und Mégane auch für Firmenwagen-Nutzer interessant, weil sie keinen erhöhten Sachbezug zahlen müssen. Wennich mit meiner Meinung vermutlich auch allein dastehe, bin ich dennoch überzeugt, dass wir von dieser Neuregelung sicher profitieren können."

Umdenken bei Unternehmen

"Für Fahrzeuge, die mehr als 120g/km CO 2 ausstoßen, hat die geplante Erhöhung des Sachbezugs eine empfindliche Verteuerung von rund 30 Prozent zur Folge", sagt Layla Ellensohn, Geschäftsführung Toyota Ellensohn in Rankweil. "Diese Ökologisierungs-Vorgabe könnte bei der Anschaffung von Dienst-und Flottenautos ein Umdenken bei den Unternehmen einleiten, da mittlerweile eine Großzahl vernünftiger Firmenund Flottenautos im Angebot zu finden ist. Mit unseren Marken Toyota und Lexus begrüßen wir diese Maßnahme des Finanzministers, da die CO 2-Grenze von 120g/km sehr für unsere umweltfreundlichen Hybrid-Produkte spricht. Ob damit die geplanten 50 Mio. Euro Mehreinnahmen erreicht werden, ist zu bezweifeln."

Erhöhung hat sicher Konsequenzen

"Ich persönlich gehe davon aus, dass die Maßnahme, die ich sehr kritisch sehe, zu Veränderungen führen wird", sagt Komm-Rat Ing. Josef Puntinger, Geschäftsführer Autohaus Puntinger/Leoben. "Ich gehe davon aus, dass auch die Dienstgeber downgraden werden, man wird bei der Anschaffung sehr genau schauen.Auch den Dienstnehmern wird zukünftig bei ihren Verhandlungen bewusst sein, dass der Sachbezug ein Thema sein wird, da dieser doch relativ hohe monatliche Belastungen zur Folge haben kann." An eine verstärkte Nachfrage nach Elektrofahrzeugen glaubt Puntinger nicht: "Solange das übrige Paket nicht stimmig und passend ist -was etwa die Kosten, Förderrichtlinien, aber auch Ladestationen betrifft -wird sich die Nachfrage in Grenzen halten."

Flottengeschäft könnte einbrechen

"Im Rahmen der Tagung des Landesgremiums des Kfz-Handels hat eineüberwältigende Mehrheit von Problemen im Zusammenhang mit dem Flottengeschäft berichtet", sagt Adolf Seifried, Landesgremialobmann des oberösterreichischen Fahrzeughandels. "Dienstwagen sind in Österreich oft Bestandteil des Gehaltes, durch einen erhöhten Sachbezug verliert der Dienstwagen anAttraktivität", so Seifried. Er befürchtet, dass viele auf kleinere Modelle umsteigen könnten oder das Flottengeschäft einbricht. "Dienstnehmer könnten dann in Verbindung mit einem höheren Gehalt auf den eigenen Pkw, der in der Regel viel länger gefahren wird, umsteigen und gegebenenfalls Kilometergeld verrechnen, was uns sicher starke Geschäftsrückgänge einbrächte."

Dienstnehmer in der Pflicht

"Wir erwarten uns längerfristig aufgrund der Regelung, dass der Sachbezug bei reinen Elektrofahrzeugen entfällt, schon einen Impuls", sagt Daniel Hammerl, Country Manager Tesla Österreich. "Wobei beim Sachbezug primär der Dienstnehmer in die Pflicht genommen wird", so Hammerl. Um dem Umstieg auf ein Elektrofahrzeug einen echten Schub zu verleihen, bedürfe es daher auch Maßnahmen, die die Fuhrpark-Manager überzeugten. "Weshalb uns eine Vorsteuer-Abzugsberechtigung sicherlich entscheidende Erfolge bringen würde." Grundsätzlich würde die Neuregelung des Sachbezugs Herstellern von Elektrofahrzeugen durchaus helfen, allerdings werde die ökonomische Entscheidung vom Einkäufer weggeschoben. Entscheidend sei also, die Einkäufer der Fuhrparks zu gewinnen.

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