Gleiches Recht für alle?

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Gleiches Recht für alle?

Komm.-Rat Friedrich Nagl

Auf dem Papier sind die Autohersteller verpflichtet, auch markenfremden und freien Werkstätten einen diskriminierungsfreien Zugang zu technischen Informationen einzuräumen. In der Praxis wird diese Auflage höchst unterschiedlich umgesetzt, wie aus einer aktuellen Studie hervorgeht.

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Im Jahr 2007 wurden mit den Regelwerken Euro 5 und Euro 6 nicht nur niedrigere Abgasgrenzwerte für Neufahrzeuge festgelegt. Die EU-Kommission nützte die Richtlinien auch dazu, die Autobauer zur Weitergabe technischer Daten zu verpflichten. Zuwiderhandelnden Herstellern droht als Höchststrafe der Entzug der Typgenehmigung für die betroffenen Autos - eine Sanktion, die derart drakonisch ist,dass sie bislang noch nie verhängt wurde. Das bedeutet freilich nicht, dass es keine Probleme beim Datenzugang gibt. Je nach Hersteller würden die Informationen "in sehr unterschiedlichem Maß" zur Verfügung gestellt, kritisiert beispielsweise Bernard Lycke, Generalsekretär der europäischen Kfz-Gewerbevereinigung CECRA.

"Nach wie vor Hindernisse"

Zur Klärung des Sachverhaltes gab die europäische Kommission eine detaillierte Studie in Auftrag. Bei einer begleitenden Umfrage unter freien Werkstätten wurden knapp 2.200 Fragebögen verarbeitet, darunter 61 Zuschriften aus Österreich. Das Fazit der Studienautoren vom britischen Institut Ricardo-AEA: Trotz "allgemeiner Verbesserungen" gebe es nach wie vor "gewisse Hindernisse, die in unterschiedlichem Ausmaß vom Autohersteller und der spezifischen Art der benötigten Information abhängen". Die häufigsten Problemfelder seien die unterschiedlichen Benutzeroberflächen und Software-Standards sowie der Zugang zu sicherheitsrelevanten Daten.

Gewaltige Preisunterschiede

Erstaunlich ist zudem, wie die Autohersteller die von der EU geforderte "angemessene" Preisgestaltung umsetzen. Ein Jahresabo für Reparatur- und Wartungsinformationen kostet laut der Studie im Durchschnitt knapp 2.500 Euro, wobei Marken wie Suzuki, Kia oder Hyundai deutlich darunter liegen. BMW lässt sich seine Daten dagegen mehr als 4.000 Euro kosten, Opel liegt nur knapp dahinter. Noch gravierender sind die Unterschiedebei einer Abrechnung auf Monats-, Tages-oder Stundenbasis: Der einstündige Zugang kostet beispielsweise bei Subaru und Toyota 3 Euro, im Durchschnitt etwas mehr als 5 Euro und bei Jaguar und Land Rover satte 25 Euro.

Diagnose- und Softwareinformationen sind in der Regel gesondert zu bezahlen. Häufig werden diese von Drittanbietern an die Werkstätten weitergegeben. Wer sie direkt bei den Herstellern beziehen möchte, muss sich auf eine Preisspanne zwischen wenigen hundert Euro bei Toyota, Suzuki und Fiat sowie mehr als 4.000 Euro bei VW, Audi und Porsche einstellen.

Kurzer Dienstweg

Derartige Kosten würde unter den Mitgliedsbetrieben immer wieder Befremden hervorrufen, bestätigt Komm.-Rat Friedrich Nagl, Bundesinnungsmeister der österreichischen Kfz-Techniker. Häufig greife man daher auf Nachbarschaftshilfe zurück: "Die Kollegialität der Werkstätten funktioniert sehr gut." Auch wenn das zur Bewältigung des Werkstattalltags ausreichen mag - die von den Brüsseler Wettbewerbshütern gewünschte Waffengleichheit im Reparaturgewerbe wurde offensichtlich noch nicht hergestellt.

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