Ölfabrik mit Schoko-Geruch

Printer
Ölfabrik mit Schoko-Geruch

Nur selten gewährt ein Schmierstoffhersteller einen Blick hinter die Kulissen: Liqui Moly produziert bei Méguin im deutschen Saarland bis zu 400 Tonnen an unterschiedlichsten Produkten. Pro Tag!

Advertisement

Was denn hinter der großen weißen Mauer sei, wird Oliver Kuhn, stellvertretender Laborleiter der Fabrik, gefragt: Ein großer Tank für Grundöle? Eine Mischanlage? Das Auslieferungslager? Da lächelt Herr Kuhn: "Nein, das ist unser Nachbar, die Schokoladenfabrik Ludwig: Und an manchen Tagen riecht es auch bei uns nachSchokolade."

Das verwundert dann doch, denn der leichte Geruch nach diversenÖlen ist hier allgegenwärtig: Wir befinden uns auf dem Gelände der Firma Méguin in Saarlouis, nicht weit von der Grenze zu Frankreich und Luxemburg entfernt. Die Fabrik, in der man 1847 mit der Produktion von Schmierstoffen für Kutschen begann, wurde 2006 von Liqui Moly gekauft. Doch schon zuvor war Liqui Moly der wichtigste Kunde von Méguin.

Ein Schiff wird kommen

Es hat sich ausgezahlt: Die Produktion wurde innerhalb von 5 Jahren verdoppelt. Und das, obwohl die Fabrik unglaublich komplex ist. Alles beginnt mit einem Schiff, das zwei-bis dreimal pro Monatüber die Saar kommt. Es bringt Grundöl, das in Antwerpen von Hochseeschiffen umgepumpt wurde: Jeder der 10 Tanks im kleinen Hafen fasst 1,8 Mio. Liter. "Das Basisöl stammt meist aus einer südkoreanischen Raffinerie, weil die dort verarbeiteten Rohöle aus Malaysia hochparaffinhaltig sind, während die Rohöle aus der Nordsee leicht sind und zu Kraftstoffen verarbeitet werden", sagt Kuhn.

Vier Stunden dauert die Entladung eines Schiffes im Idealfall: Im Winter, wenn dasÖl zähflüssig ist, können aber schon mal 12 Stunden vergehen. Die Fabrik selbst liegt ein paar Kilometer vom Hafen entfernt: Das Grundöl wird - in 3 verschiedenen Sorten -per Lkw von den Tanks zur Fabrik geliefert: Dem Fahrer reicht ein vierstelliger Code, dann fließt das Öl automatisch in den Transporter.

In der engen Fabrik stehen vier große Mixer, die jeweils 20 Tonnen verrühren können. Ein Motoröl besteht zu 40 Prozent aus verschiedenen Additiven, vor 15 Jahren waren es erst 10-20 Prozent. 300 verschiedene Additive und Basisöle verwendet man bei Liqui Moly: Wenn man die Rezepte kennt, wie die späteren Endprodukte mit den Freigaben der einzelnen Hersteller entstehen, ist es eigentlich ganz einfach. "Alles reingeben, auf 80 Grad erhitzen und verrühren -eine Stunde später ist es fertig", erklärt Kuhn: "Das machen wir bis zu 20-mal am Tag."

Zwischengelagert werden die Motor-und Getriebeöle dann in Tanks, die bis zu 100.000 Liter fassen: "Die großen brauchen wir beispielsweise für unser Top-Tec 4200." Noch im Sommer wird die alte Halle nebenan abgerissen, an ihrer Stelle kommen 28 neue Tanks hin. "Es wird ja immer komplizierter, die Freigaben für die einzelnen Hersteller zu schaffen", sagt Kuhn: "Allein Mercedes hat 45 Freigaben für seine Getriebe."

Je nach Bedarf kann dann abgefüllt werden: Fünf Linien gibt es, und die größte Maschine schafft bis zu 100.000 Liter pro Tag. Dementsprechend kompliziert ist die Logistik, buchstäblich jeder Quadratmeter wird bis zum Dach (und oft auch im Freien) ausgenutzt. 100.000 Liter bedeuten (wenn alles in kleinen Gebinden abgefülltwird) natürlich auch 100.000 Ein-Liter-Kanister. Das sind 100 komplett befüllte Euro-Paletten, und das für nur eine einzige Abfüllmaschine und einen einzigen Tag. Für größere Abnehmer in Deutschland und Österreich wird das Öl aber auch in Mehrweggebinde abgefüllt, die 120 Liter schlucken und teilweise seit 20 Jahren im Einsatz sind. Alle anderen Fässer werden nur einmal verwendet.

Es ist gar nicht so leicht, im dichten Staplerverkehr denÜberblick zu behalten -sie bringen die fertigen Produkte in unterschiedlich großen Gebinden zu Lkws, die sie entweder direkt zu den Abnehmern oder in ein großes, 10 Kilometer entferntes Lager liefern. 250 Personen arbeiten im 2-Schicht-Bertrieb in Saarlouis -auch eine dritte Schicht kann bei Bedarf eingeschoben werden.

Es begann mit einem Additiv

Zwei- bis dreimal pro Monat produziert die Fabrik auch an Samstagen: Immerhin liefert Liqui Moly, das 1957 mit einem einzigenÖl-Additiv gestartet war, bereits in 110 Länder, rund 4.000 verschiedene Produkte stehen zur Auswahl. Derzeit beginnt in Saarlouis bereits die nächste Ausbaustufe, insgesamt 17 Mio. Euro werden investiert. Damit wird die Produktion -maximal 120.000 Tonnen pro Jahr - für die kommenden 10 Jahre gesichert.

Verdoppelt wird in Saarlouis auch die Laborfläche: "Jedes Land verlangt seine eigenen Tests", sagt Kuhn: "Und bei uns verlässt kein Produkt die Fabrik, ehe es nicht getestet wurde." Ob man schon einmal eine ganze Produktion (also bis zu 20.000 Litern) wegwerfen musste, wollen wir wissen. "Das kommt sehr, sehr selten vor: Eigentlich waren esexakt drei Mal, seit ich hier bin", antwortet Oliver Kuhn: "Und das sind jetzt schon immerhin 26 Jahre."

KI sinnvoll nutzen

KI sinnvoll nutzen

DAT Austria mit will mit der Schadenserkennungslösung FastTrackAI nun hierzulande durchstarten.

Brandheißes Risiko

Brandheißes Risiko

Die stark wachsende E-Mobilität bringt neue Anforderungen an die Werkstätten, bei Wartung und Reparatur, aber auch bei der Übernahme beschädigter Fahrzeuge. In Zusammenarbeit mit Saubermacher Battery Services hat Jurist Dr. Fritz Knöbl die Anforderungen analysiert.

Im Tabellen-Mittelfeld etabliert

Im Tabellen-Mittelfeld etabliert

Hyundai Austria hat 2023 erneut die 5-Prozent-Marke erreicht. Mit vielen Auffrischungen und neuen Modellen soll diese Position 2024 behauptet werden.

Advertisement

Advertisement

Advertisement