Hohes, doch weiter sinkendes Niveau

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Im Vergleich zu anderen Kfz-Branchen ist der Karosserie-und Lackbereich noch immer auf hohem Niveau unterwegs. Dennoch hat die Branche mit rückläufigem Markt, sinkendem Stellenwert des Automobils und mehr Totalschäden einige Herausforderungen.

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A&W: Der vorletzte Winter war zu lang, der letzte nicht vorhanden. Wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäftsverlauf und wie sehen die Prognosen aus?

Rudolf Luxbacher, Spies Hecker: Sollten die Meldungen zum Klimawandel stimmen, liegen Prognosen auf der Hand. Jänner und Februar sind bekannt für schwache Monate. Viele unserer Kunden und als logische Konsequenz auch wir sind mit einem damit verbundenen Geschäftsverlauf nicht zufrieden. Mit dem zunehmend schöneren Wetter sind wir aber sehr optimistisch.

Klaus Steinwender, Glasurit: Regional stellt sich die Situation sehr unterschiedlich dar. Im Süden gab es extreme Schneefälle, im Norden hatten wir einen milden Winter. Insgesamt hatten wir aber einen stabilen Geschäftsverlauf, die etwas geringere Auslastung der Betriebe konnte durch Neukunden wettgemacht werden.

Andreas Bäurle, Sikkens: Wie schon letztes Jahr läuft das Geschäft auch in diesem Jahr etwas schleppend an. Der Winter war verhältnismäßig kurz, die saisonbedingt hohe Anzahl an Reparaturen war dementsprechend niedriger. Trotzdem sind wir zuversichtlich, denn aus Erfahrung können auch das Frühjahr und der Sommer den Betrieben gute Zahlen einbringen und das Geschäft ankurbeln.

Der Stellenwert des Fahrzeuges sinkt, das merkt auch das Reparaturgeschäft. Wie kann man diesem Trend entgegenwirken?

Andreas Bäurle, Sikkens: An dem Drang zur Mobilität hat sich grundsätzlich nichts geändert. Es gibt aber besonders bei den jüngeren Führerscheininhabern auch einen Trend zum Carsharing. Eine weitere Tatsache ist auch, dass für eine Reparatur ein privat zahlender Auftraggeber immer tiefer in die Taschegreifen muss und letztlich nicht mehr alle Reparaturen an Fachwerkstätten vergeben werden. Ein guter Tipp für Betriebe ist, diesen Trend aufzugreifen und sich das Berufsfeld von Smart-bzw. Kleinschadenreparatur zu eröffnen. Diese Reparaturmethode ist eine gute Möglichkeit, neue Kunden zu generieren und bestehende Kunden zu binden. Mit diesem zusätzlichen Serviceangebot erreicht der Betrieb genau die Kunden, die im "Normalfall" aus Kostengründen auf eine Reparatur von kleinen Lackschäden verzichten würden. Wir bieten auch spezielle Seminare für diese sehr flexible Reparaturmethode an.Es rechnet sich für die Betriebe aber meist nur, wenn Smartrepair neben dem normalen Reparaturprozess angeboten wird.

Rudolf Weismann, Cromax: Die Betriebe müssen versuchen, so viel wie möglich selbst bzw. in Zusammenarbeit mit guten Partnerbetrieben Reparaturen und Servicearbeiten durchzuführen. Dazu gehören neben den Karosserie-und Lackierarbeiten auch die Glasverklebung und die Expressreparaturen wie die Dellenreparatur. Wir unterstützen unsereBetriebe mit hervorragenden Schulungen und Produkten für alle Bereiche.

Jan Kelemen, Standox: Das ist eine Entwicklung, die verstärkt zu beobachten ist. "Weg vom Investitionsgut hin zum Gebrauchsgegenstand", dies scheint ein gesellschaftliches Phänomen zu sein. Es wird entscheidend sein in Zukunft, dem Autofahrer die Wertigkeit des Fahrzeuges und der individuellen Mobilität zu vermitteln und mit innovativen Serviceangeboten rund um die Reparatur ein positives Erlebnis zu schaffen.

Martin Lobert, Lechler: Alle Unternehmen müssen marktgerechte Lösungen anbieten; für die Autoreparaturbetriebe bedeutet dies, die Prozesse zu optimieren. Lechler bietet hierzu hervorragende Produkte für den Nass-in-Nass-Aufbau und einen bei Raumtemperatur trocknenden Klarlack an. Damit werden für einen KTL-grundierten Kotflügel nur noch 2,5 Stunden einschließlich des Polierens benötigt. Ein weiterer Vorschlag ist, professionell ausgeführtes Spotrepair für einen kundengerechten Preis anzubieten.

Klaus Steinwender, Glasurit: Wir haben inÖsterreich den Trend zu immer mehr Leasing-/Firmenfahrzeugen und damit weniger Privatkunden. Hier gilt es für die Werkstätten, neue Kundengruppen zu erschließen.

Werner Lanzerstorfer, Nexa: Das mag subjektiv richtig sein. Tatsache ist, dass der Fahrzeugbestand inÖsterreich ein Rekordniveau erreicht hat und auch das Mobilitätsaufkommen nicht wirklich schwächer wird. Mit Ausnahme von Ballungszentren mit guter öffentlicher Infrastruktur werden Kfz noch täglich benutzt. Mehr Einfluss auf das Reparaturgeschäft werden die immer höheren Sicherheitsstandardsin den Fahrzeugen haben, die eine Unfallmöglichkeit schon im Vorfeld ausschalten. Diesen Trends kann die Reparaturwirtschaft aber schlecht entgegenwirken.

In vielen Betrieben wurde in den letzten Jahren der Generationswechsel vollzogen. Wie unterstützen Sie als Lackhersteller die Betriebe und die jungen Unternehmer, um für die Zukunft gewappnet zu sein?

Jan Kelemen, Standox: Der Generationswechsel findet statt und wir sind mittendrin. Die "neuen" UnternehmerInnen haben vielfach andere, moderne Ansprüche an einen strategischen Partner im Lackbereich. Wir möchten der bevorzugte Partner professioneller Lackierunternehmer sein und stehen unseren Partnern im technischen Bereich mit modernem Training, persönlicher Beratung und individuellem Service zur Seite, darüber hinaus bei unternehmerischenThemen wie Personal oder Controlling bis hin zur Neukundenakquise für unsere Netzwerke. Sich mit den Herausforderungen der Zukunft auseinander zu setzen, hat bei Standox schon vor einiger Zeit begonnen, und das teilen wir mit unseren Partnern.

Werner Lanzerstorfer, Nexa: Hierzu bieten wir im Zuge unserer Trainings entsprechende Module, die die Unternehmer in Anspruch nehmen können. Meine Erfahrung ist jedoch, dass die Betriebsübergaben sehr professionell erfolgen und manche unserer Kunden hier sogar Mediatoren einsetzen, um diesen Wechsel so reibungslos wie möglich zu vollziehen.

Rudolf Weismann, Cromax: Unsere Erfahrung mit den Nachfolgern ist eine sehr gute. Die Nachfolger sind meist sehr gut vorbereitet vor derÜbergabe und top motiviert. Wir unterstützen diese selbstverständlich mit diversen Schulungsprogrammen auch in wirtschaftlichen Bereichen und mit unserem neuen 5 Star Partnerprogramm.

Manfred Grohmann, R-M: Unsere Kunden erhalten mit unserem Netzwerk R-M Premium Partners die individuelle Betreuung in den Bereichen, auf die sie aktuell ihren Fokus legen. Das bezieht Themenbereiche wie Nachfolgeregelung, Marketing, Flottenakquise u. v. m. mit ein.

Rudolf Luxbacher, Spies Hecker: Abgesehen von betriebswirtschaftlichen und technischen Beratungen unterstützen wir unsere Kunden auch im Zusammenhang mit Behörden. Für lacktechnische Schulungen ist gerade ein neues sensationelles Schulungszentrum im Entstehen, welches ab September verfügbar sein wird. Einen äußerst erfolgreichen USP haben wir mit unseren Netzwerken Identica und Colors unlimited international.

Martin Lobert, Lechler: Das Fortbildungsprogramm von Lechler deckt die gesamte Breite der lackbetreffenden betrieblichen Notwendigkeiten ab: Kurseüber die neuesten Technologien bis zur Prozessoptimierung. Darüber hinaus stehen die Lechler-Vertriebspartner mit ihrem langjährigen Erfahrungsschatz den Einsteigern beiseite; Knowhow-Transfer von Mittelständler zu Mittelständler sozusagen.

Die Zahl der Totalschäden steigt weiter und entzieht damit der Reparaturwirtschaft Aufträge. Wie kann man hier gegensteuern?

Rudolf Luxbacher, Spies Hecker: Meiner Meinung nach kann das nurüber individuell reduzierte Reparaturkosten und in Abstimmung mit der Versicherungswirtschaft eingedämmt werden. Fahrzeughandel und -reparatur sind bekanntlich häufig eine wirtschaftliche und überlebensnotwendige Einheit, welche auch Versicherungen vermittelt. Ich würde keine Versicherung vermitteln, welche mein Überleben nachhaltig gefährdet.

Andreas Bäurle, Sikkens: Das ist natürlich für die Branche nicht erfreulich. Aber auch wenn Versicherungen Schäden auszahlen, entsteht in der Branche ein großer Schaden! Hier appellieren wir an die Beteiligten, diese Möglichkeit einzuschränken. Denn diese Methode hat einen negativen Effekt auf die Branche, denn häufig sind ausbezahlte Autofahrer auf der Suche nach dem günstigsten und schnellsten Angebot -das aber nicht immer angemessenen Qualitäts-und in manchen Fällen sogar Sicherheitsansprüchen entspricht. Die Folgen, wenn Reparaturen nicht fachgerecht durchgeführt werden, können für den Autofahrer und die Verkehrssicherheit dramatisch sein!

Manfred Grohmann, R-M: Es ist natürlich wichtig für unsere Kunden, den Markt zu beobachten. Auch hier haben wir regionale Unterschiede. Versicherungen und Fahrzeugflotten sind eine wichtige Kundengruppe. Mit R-M Premium Partners unterstützen wir unsere Kunden auch in diesem Bereich.

Jan Kelemen, Standox: Wichtig sind reibungslose Prozesse in der Werkstatt, während des gesamten Reparaturverlaufs. Mit hochqualitativen Materialien, modernsten Techniken in Verbindung mit gut ausgebildeten Anwendern kann man als Werkstatt flexibel agieren und somit stark in Richtung Werterhaltung arbeiten. Elementar ist allerdings die Gewinnung von Zusatzgeschäft und Neukunden, das bedeutet neue Ideen und innovative Serviceleistungen, um mehr vom "kleiner werdenden Kuchen" zu bekommen.

Martin Lobert, Lechler: Differenzierung ist eine Möglichkeit. Die Lechler-Vertriebspartner bieten ein hervorragendes, universelles Industrie-Mischlacksystem an, mit dem kleine bis mittlere Aufträge aus dem Gewerbe und der Industrie flexibel und schnell mit außerordentlich breiter Technologieund Farbtonbreite ausgeführt werden können.

Wir beobachten, dass die Industrie zunehmend immer kurzfristiger technisch anspruchsvolle Lackieraufträge zu erledigen hat, für die die Handwerksbetriebe die notwendige Flexibilität mitbringen. (RED)

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