General als Chef
Magna unterstützt den russischen Auftragshersteller Avtotor bei der Errichtung eines Autoindustrieclusters in der Exklave Kaliningrad.
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Wennösterreichische Magna-Manager in die russische Stadt Kaliningrad, das ehemalige Königsberg, kommen, pilgern sie nicht zum Denkmal des Philosophen Immanuel Kant, sondern zum russischen Auftragshersteller Avtotor. Dieser montiert in mehreren Werken Autos der Marken BMW, Cadillac, Chevrolet, Kia undOpel sowie Hyundai-Lkws. Im Vorjahr hat Avtotor rund 222.000 Autos gebaut.
Die Russen haben mit Magna einen Vertragüber die Zusammenarbeit bei der Errichtung eines automotiven Clusters in Kaliningrad unterzeichnet. Vorgesehen sind sechs Autowerke und 15 Komponentenfabriken. Jedes Werk soll als ein Joint Venture mit einem ausländischen Partner betrieben werden. Auch ein neuer Containerhafen und Wohnungen für 50.000 Personen sollen entstehen.
Gute Erfahrungen
Magna soll für Avtotor das konzeptuelle Design des Clusters entwickeln sowie technische Vorbereitungen übernehmen und dabei auch die bei der Auftragsproduktion bei Magna Steyr in Graz gesammelten Erfahrungen nutzen. Gleichzeitig dürfte Magna als Partner bei der Lokalisierung der Produktion einiger Teile in den Fabriken des Clusters auftreten.
Denösterreichischen Akzent unterstreicht die Tatsache, dass bei der Vertragsunterzeichnung mit Günther Apfalter, Präsident von Magna Europe und Magna Steyr, und Verkaufs-und Marketingchef Hubert Hödl explizit die europäische Niederlassung Magna International Europe als Partner erwähnt wurde und neben den Fähnchen von Russland und Kanada auch jenes von Österreich zu sehen war.
Die erste Etappe des Clusters soll 2016 in Betrieb gehen, die zweite zwei Jahre später. Angepeilt wird die jährliche Kapazität von 350.000 Autos im Zweischichtbetrieb und rund eine halbe Million bei drei Schichten. Die Gesamtkosten werden mit rund 118 Milliarden Rubel beziffert.
Erzwungene Expansion
Die Expansion geschieht nicht ganz freiwillig. Das Unternehmen, das seit 1997 Autos montiert, hat sich in der Exklave Kaliningrad angesiedelt, weil es aufgrund der dort gegründeten Sonderwirtschaftszone keine Importzölle für Teile zahlen musste. Avtotor hat deswegen bisher die meisten Autos nur im Rahmen der einfachen SKD-Montage zusammengebaut und nur den Chevrolet Lacetti im CKD-Verfahren montiert. Das war ausländischen Autoherstellern ein Dorn im Auge. Diese mussten sich zu bestimmten Produktionszahlen und Lokalanteilen bei Teilen, zur CKD-Montage und weiteren Parametern verpflichten, um in den Genuss des zollfreien Teileimports zu kommen.
Doch Mitte des Jahrzehnts laufen die aus der Ansiedlung in Kaliningrad resultierenden Vorteile aus; Avtotor muss in die Errichtung von Schweißund Lackieranlagen investieren und für die lokale Produktion verschiedener Teile sorgen.
Montage mit Militärdisziplin
Neben den bestehenden Partnern BMW, GM und Kia laufen auch angeblich Gespräche mit Jaguar Land Rover oder Subaru. Wladimir Schtscherbakow, Chairman und größter russischen Teilhaber von Avtotor, rechnet mit der Unterzeichnung der Verträge bis Ende des 1. Quartals 2013.
Eine Spezialität ist die Beschäftigung von früheren Militärs auf leitenden Posten. "Die verantwortlichen Direktoren jeder Produktion tragen einen Generals-oder Admiralsrang", sagt Schtscherbakow. So leitet der frühere Kommandeur der Fahrzeugtechnik der Baltischen Flotte die BMW-Montage. Der Ex-Kommandeur einer Panzerdivision steht an der Spitze der Kia-Montage.