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Kennen Sie BYD, Wey, Seres & Co?

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Kennen Sie BYD,  Wey, Seres & Co?

Die chinesischen Marken können der entscheidende Teil der Überlebensstrategie des heimischen Autohandels sein. Sofern man auf das richtige Pferd – oder vielmehr den richtigen Drachen – setzt.

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Parallel zu großflächigen Änderungen der Vertriebssysteme, die nahezu alle Marken durchführen werden, kommt in den nächsten Jahren eine Flut an neuen Marken nach Europa. Das hat weniger mit dem Vertrieb zu tun, wie wohl natürlich der Online-Vertrieb für neue oder kleine Marken ganz andere Möglichkeiten bietet. Im Fall der chinesischen Anbieter trägt vielmehr die Elektromobilität einen großen Anteil daran. Denn während den Anbietern aus Fernost die komplizierte und teilweise sogar länderspezifische Abgasregelung zu aufwändig war, fällt dieser Teil mit dem E-Antrieb gänzlich weg, die Homologation ist deutlich einfacher. Zudem sind viele chinesische Hersteller beim Elektroauto den Marken aus Europa zumindest ebenbürtig. Auch die Crashtests bereiten den deutlich weiterentwickelten Modellen keine Probleme mehr.
Nun kommen also zahlreiche Marken nach ­Europa mit den unterschiedlichsten Vertriebs- und ­Aftersales-Systemen. Denzel-Vorstandssprecher Mag. Gregor Strassl rechnet in naher Zukunft mit 10 chinesischen Herstellern in Europa und in Österreich.

Pionier: MG und Denzel
Beginnen wir beim Pionier: MG, eine Marke des SAIC-Konzerns, war der erste chinesische Hersteller, der Anfang 2021 mit Denzel als Importeur im großen Stil nach Österreich gekommen ist. Zudem hat man mit Denzel einen absoluten Großhandels­profi als Partner, der großen Wert auf die Zusammenarbeit mit dem Händler legt. Das konsequente Konzept, mit dem etablierten Handel zusammenzuarbeiten und keine Hybrid- oder Online-Vertriebssysteme zu lancieren, tut der Branche gut. Beeindruckend ist, mit welcher Geschwindigkeit Andreas Kostelecky, MBA, und sein Team ein schlagkräftiges Händlernetz aufgebaut haben. Einige Zeit später hat man in die Denzel-Tochter Asia Car Import GmbH neben MG nun auch Maxus, die SAIC-Marke mit elektrischen Nutzfahrzeugen, dazu genommen.

BYD ebenfalls mit Denzel
Auch die nächste Marke, die flächendeckend über ein konventionelles Händlernetz vertrieben werden soll, läuft über Denzel: BYD steht für Build Your Dreams. Dass das Thema kein Traum geblieben ist, verdankt man auch den konsequenten Verhandlungen. Schon 2010 haben Denzel und BYD (in Anwesenheit der Politik) einen Letter of Intent unterschrieben. Ende 2022 wird die Marke unter der Leitung von Ex-Ford-Chef Danijel Dzihic in ­Österreich starten (siehe eigene Geschichten in diesem Heft). Händler gesucht!
Die flächendeckende Betreuung dieser Marken durch ein starkes Händlernetz macht es für weitere Anbieter schwierig, nur mit reinen Direktvertrieb-­Konzepten zu reüssieren. Und auch für etablierte Marken, die Agentursysteme umsetzen und Händlernetze zusammen­stutzen, bleibt der Druck hoch.

Wann kommt Great Wall?
Mit Great Wall und den Marken Ora und Wey steht der nächste Riese in den Startlöchern. Für zahlreiche Länder Europas wurde eine Zusammenarbeit mit Emil Frey fixiert – vorerst allerdings nur für jene Länder, in denen Emil Frey derzeit aktiv ist. Österreich ist also noch offen, eine Lösung über ein Händlernetz ist aber zu vermuten.

Unterschiedliche Vertriebssysteme
Die Vertriebssysteme sind, wie erwähnt, sehr ­unterschiedlich. Während einige auf etablierte Importeure und Händlernetze setzen, sind andere ausschließlich mit eigenen Niederlassungen unterwegs. Ein Beispiel dafür ist die soeben in Deutschland gestartete Marke Nio, die dem Premiumbereich zuzuordnen ist und im Vertrieb eher auf das Vorbild Tesla setzt. Für Österreich wurden bisher noch keine Pläne kommuniziert.

Lösungen mit ATU und Euromaster
Alternative Vertriebslösungen sind etwa bei Aiways zu finden. Der Deutschland-­Vertrieb erfolgt über den Unterhaltungselektronik & Haustechnik Shop Euronics, die Aftersales-Betreuung über das Werkstättennetz von A.T.U. Für Österreich wird angeblich ein ­Importeur gesucht.
Ebenfalls einer Werkstättenkette vertraut Elaris, die ein SUV, einen Kleinwagen und einen Kleinstwagen anbietet. Dabei erfolgt nicht nur Service und Reparatur über das Netz von Euromaster, sondern mittlerweile auch der Vertrieb. 100 Standorte verkaufen bzw. vermitteln die Fahrzeuge im Agenturvertrieb. In Österreich ist man vorerst mit 4 Betrieben in den Pilotbetrieb gestartet.

Einige Privatimporteure
Bei vielen anderen Marken gibt es eine oder mehrere Privatimport-Lösungen. Bei vielen Importeuren kann man sich auch als österreichischer Partner bewerben. Ein seit mehreren Jahren erfolgreiches Beispiel ist die Firma Indimo aus Deutschland: Hier liegt der Fokus derzeit auf den Marken DFSK, Seres und Baic. Ein Highlight ist dabei der vollelektrische Seres 5. „Bei SWM und JAC bieten wir derzeit nur ein Modell, weitere sind natürlich geplant“, berichtet André Marr. „Wir sind derzeit mit einigen Autohäusern in Österreich im Gespräch und suchen weiterhin nach Partnern. Vor einigen Wochen konnten wir die Firma Yesca Mobilitäts GmbH aus Innsbruck als Händler gewinnen.“ Langjähriger Vertriebspartner ist das Autohaus Windhaber in Stubenberg.
Der Transporter von DFSK wird in einer adaptierten Form auch von New Mobility Enterprise – NME GmbH in Wien angeboten. Speziell für Ballungszentren sucht NME noch Händler. Einer davon ist Oberösterreichs Gremialobmann Adi Seifried (Seifried United Auto), der als bislang einziger österreichischer Evum-Vertriebspartner den EVUM aCar als allradgetriebenen Elektro-Transporter nach ­Österreich bringt.

Viele Köche
Inwieweit diese Privatimportlösungen von Dauer sind, ist freilich noch nicht abzusehen, viele Entwicklungen sind möglich: So kann es sein, dass Hersteller den Europa-Export wieder aussetzen oder selbst bzw. mit einem Generalimporteur oder Landesimporteur weiterarbeiten. Streitigkeiten sind dabei nicht auszuschließen, teilweise kommen identische Fahrzeuge von einem Hersteller unter unterschiedlichen Namen oder Marken nach Europa. Dabei bleibt es abzuwarten, wer langfristig die ­Vertriebsrechte bekommt bzw. behält.

Great Britain und USA
Doch nicht nur in China werden schöne neue Autos gebaut, auch aus anderen Ländern kommen neue Marken. Der englische Ineos Grenadier wird seit Kurzem als echter Geländewagen nach dem Vorbild des alten Land Rover Defender (in Frankreich) gebaut, hat in Österreich ein paar Händler und bildet den Service über die Bosch Car Service Betriebe ab. Bei Bosch sei man übrigens „gut gerüstet“, erklärt Mag. Andreas Stangl, Key Account Manager bei Bosch. Potenzial für neue nach Österreich strömende Marken sei „mehr als vorhanden“. Es seien zwar derzeit oft noch Nischenprodukte, aber es werde ­einen steigenden Bedarf an Werkstattleistungen ­geben, ist sich der Bosch-Verantwortliche sicher.
LEVC, Produzent der englischen Taxis, bietet seine Fahrzeuge seit gut zwei Jahren auch am Festland an, wobei der Start in Österreich etwas holprig ­verlaufen ist, wie man bei der Firma Grünzweig in Wiener Neudorf hört.
Aus den USA ist Lucid gestartet, Fisker wirbt bereits, lediglich Rivian hat Europa vorerst abgesagt. Bei den Amis wird aber das Tesla-System mit Eigenvertrieb vorrangig sein.

Klein- und Kleinstmarken
Dazu kommen zahlreiche weitere Kleinmarken, von denen man sich keine internationalen Werbekampagnen erwarten darf, als Händler aber durchaus Nischen besetzen kann. Dazu zählt etwa der deutsche X-Bus oder Evetta, mit denen unter anderem Spes Automobile in Graz gerade gestartet ist, oder Kleinstwagenanbieter Microlino. Die deutsche Marke e.GO steht schon seit mehreren Jahren in den ­Startlöchern.

Schweden aus China
Bleiben noch drei interessante Marken, die alle auf die chinesische Volvo-Mutter Geely zurückzuführen sind. Die neue Marke Smart (als Joint-Venture) setzt wieder bevorzugt auf Mercedes-Partner, Lynk & Co soll (anfangs überhaupt nur als Abo) wohl nur direkt vertrieben werden und schließlich die elektrische Volvo-Schwester Polestar, die ein schlaues Konzept umsetzt. Begonnen mit einem reinen Direktvertrieb samt Volvo-Werkstätten-Netz bindet man mit dem Wachstum der Marke auch die größeren Volvo-Partner in den Vertrieb mit ein: rasch und ­einfach ­skalierbar.

Erfolgsstorys von Skoda bis Tesla
Wie schnell sich Marken etablieren, zeigt Tesla. Ganz ohne privates Händlernetz ist der Tesla Y von Jänner bis September das meistverkaufte Auto in Österreich. Aber auch anfängliche Underdogs wie Skoda und Hyundai feiern gerade 30 erfolgreiche Jahre in Österreich.
Unser Tipp für Sie als Händler: Bleiben Sie dran und halten Sie Ausschau nach neuen Marken!

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