„Wir wollen wachsen“

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„Wir wollen wachsen“

Thomas Ingenlath, Chef von Polestar Performance AB

Vom Polestar 3, der in rund einem Jahr auch in Österreich startet, könnten in den kommenden Jahren weitere Versionen auf den Markt kommen, sagt Thomas Ingenlath, Chef von Polestar Performance AB in Göteborg. Insgesamt plant der Hersteller drei weitere neue Modelle bis 2026. Welche das sein werden, verrät er in diesem Interview.

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A&W: Polestar ist eine sehr junge Marke: Wie sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?
Thomas Ingenlath: Ja, das stimmt, wir sind noch sehr jung. Doch wir haben in dieser kurzen Zeit ­einen langen Weg zurückgelegt. Es ist ja erst 5 Jahre her, dass wir den Polestar 1 präsentiert haben. Heute sind wir bereits in 25 Ländern aktiv, haben 150 Stellen, an denen unsere Fahrzeuge ausgeliefert werden und rund 1.600 Servicepartner. In dieser Zeit haben wir insgesamt 67.000 Polestar ausgeliefert.

Wie viele Autos will Polestar heuer verkaufen? Es gibt ja auch bei Ihnen Lieferprobleme …
Ingenlath: Unser Ziel sind 50.000 Stück, und das ist auch erreichbar: Die Fahrzeuge sind produziert und auf dem Weg zu den Kunden nach Europa und in die USA. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir das in den kommenden Wochen schaffen.

Welche weiteren Fahrzeuge Ihrer jungen Marke sind schon fix geplant?
Ingenlath: Wir planen 4 neue Produkte in den kommenden 4 Jahren: Nach dem Polestar 3, der ab dem 4. Quartal in Europa – und damit auch in Österreich – auf den Markt kommen wird, folgt der Polestar 4. Das wird ebenfalls ein SUV, aber kleiner als der Polestar 3 und wird eher in Richtung Coupé gehen. Der Polestar 5 wird eine Limousine, eigentlich ein Grand Tourer, der sportlich ausgerichtet ist. Und wenn 2026 der Polestar 6 startet, wird das ein sehr exklusives Cabriolet, also ein Nischenmodell. In diesem Auto wird sehr viel Luxus sein, es soll unser Programm nach oben hin abrunden. Ich denke, dass wir damit in sehr kurzer Zeit ein sehr großes Portfolio erreichen, das die Marke tragen kann.

Mit den neuen Modellen, die bereits angekündigt sind, sollten deutlich mehr Einheiten möglich sein. Haben Sie dazu Zahlen?
Ingenlath: Wir sind Premium. Daher ist es schwer, rasch in große Stückzahlen zu kommen. Da unterscheiden wir uns von anderen Elektroauto-­Herstellern und auch von Start-ups, die eher in den Massenmarkt einsteigen.

Als nächstes Modell kommt also der Polestar 3. Was hat Ihr Team hier anders gemacht als bei den bisherigen Modellen?
Ingenlath: Der Polestar 3 definiert das Herz unserer Marke – und zwar in Größe, Luxus und Design. Er wurde vom ersten Tag an von uns neu als SUV entwickelt, denn die Menschen lieben SUVs nicht zuletzt wegen der hohen Sitzposition – wahrscheinlich schon seit der Zeit, als die Menschen mit Pferden geritten sind und die Vorteile der hohen Sitzposition kennengelernt haben.

SUVs haben zwar viele Fans, aber auch viele ­Gegner: Warum bringt Polestar dieses Modell auf den Markt?
Ingenlath: Es stimmt, dass die Liebe der Menschen zu SUVs groß ist. Demgegenüber fordern viele, dass diese Autos aus Stadtzentren verbannt werden. Die Fahrer werden oft negativ gesehen, weil die SUVs angeblich so viel Sprit verbrauchen – als ob ihnen die Effizienz ihrer Fahrzeuge egal wäre. Dafür haben wir nun die Lösung: Der Polestar 3 sieht gut aus, ist durch seinen Elektroantrieb effizient und die Fahrer haben nicht das Image, dass sie Kinder zum Frühstück essen würden.

Wie passt der Polestar 3 in das Design der Marke? Er unterscheidet sich ja doch relativ stark von den beiden anderen Modellen.
Ingenlath: Der Polestar 1 war unser Einstiegsticket in die automobile Welt. Der Polestar 2 sieht ganz anders aus, aber auch nach ihm drehen sich viele Menschen auf der Straße um. Dennoch war es für Außenstehende nicht leicht zu sehen, wofür Pole­star steht. Der Polestar 3 ist nun der Anker: Ein Premium-­SUV, aber nicht so extrem wie Aston Martin, sondern noch immer ein leistbares Auto, das allerdings technisch sehr weit vorn ist. Es wird ja vom Polestar 3 im Laufe der kommenden Jahre auch spezielle Versionen geben, denn das Fahrzeug hat ein ganzes Spektrum an Möglichkeiten. Man kann ja auch Offroad-Versionen andenken. Das werden wir im Laufe seines Lebenszyklus erforschen.

Das Auto wurde Mitte Oktober mit großem Aufwand vor Händlern, Kunden und Journalisten in Kopenhagen präsentiert, und dennoch dauert es ein Jahr lang, bis es die Kunden fahren können. Warum ist die Zeitspanne so lang?
Ingenlath: Wir sind eine kleine Marke und es gibt auch kein Vorgängermodell, dessen Verkauf wir durch eine frühzeitige Präsentation des neuen Autos negativ beeinflussen würden. Der Grund für die späte Produktion ist auch die neue Software-Plattform von Volvo, die wir nutzen. Sie benötigt noch einige Monate Testarbeit, bis wir im Sommer 2023 mit der Produktion starten können. Im 4. Quartal 2023 ist der Polestar 3 in Europa, aber man kann ihn schon jetzt bestellen.

Wird der 4,90 Meter lange Polestar 3 eigentlich Ihr größtes Modell bleiben?
Ingenlath: Wenn es rein um SUVs geht, dann ja. Aber der Polestar 5 wird größer werden. Wenn Sie also gerade eine Garage bauen, sollten Sie noch ­etwas Platz lassen.

Unterhalb des Polestar 2 wäre auch noch Platz für ein Modell. Planen Sie auch ein Auto in diesem Bereich?
Ingenlath: Wir haben im Moment keine Pläne für ein kleineres Auto als den Polestar 2. Aber man kann für die Zukunft nichts ausschließen. Doch nach heutigem Stand werden wir in kein kleineres Segment gehen. Wir sind der Meinung, dass man nicht alles und jedes ausfüllen muss.

Derzeit kommen alle Fahrzeuge aus China, auch der Polestar 3 soll dort produziert werden. Wird es auch ein Polestar-Werk in Europa geben?
Ingenlath: Wenn Polestar wächst, werden wir mit Werken in den 3 großen Regionen vertreten sein. Unser Plan ist, ein Drittel des Volumens in den USA abzusetzen, ungefähr ein Viertel in China und den Rest in Europa.
Um das Ziel zu erreichen, wird Mitte 2024 die Produktion am Volvo-Standort in Charleston in den USA starten. Von dort können wir alle Märkte ­außerhalb Chinas beliefern. Ob es auch eine Fertigung in Europa geben wird, hängt von der Nachfrage ab – und davon, ob wir für unsere Fahrzeuge Platz im Volvo-Netzwerk finden.

Der Polestar 3 ist fast 5 Meter lang, bietet aber nur 5 Sitze, während andere Hersteller auf dieser Länge auch 7 Plätze unterbringen. Warum ist das bei ­Polestar anders?
Ingenlath: Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass wir nicht alles versuchen. Für uns sind 5 Sitze die richtige Entscheidung und wir wollten keine Kompromisse eingehen. So haben wir aus dem Polestar 3 ein Auto für 4 bis 5 Personen gemacht, die sehr viel Platz im Inneren und einen großen Kofferrum haben. Wichtig war in der Entwicklung auch die aerodynamische Dachlinie: Bei 7 Sitzen hätten wir die schöne Optik nicht geschafft.

Wo sehen Sie die Differenzierung zwischen Pole­star und Volvo?
Ingenlath: Zum Beispiel bauen wir keine Siebensitzer wie Volvo auf dieser Plattform (lacht). Und wir entwickeln unsere Autos auch anders, als Volvo dies tut. Wir gehen mehr in Richtung Fahrdynamik. Ich sehe also kein Problem, die Basis von Volvo zu nutzen. Denn früher gab es immer zwei skandinavische Marken, eine davon (Saab, Anm.) ist ­verschwunden. Dafür ist jetzt Polestar da.

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