Wo sind sie geblieben?

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Wo sind sie geblieben?

Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen ist deutlich gestiegen. Die Ware wird knapp, die Preise steigen.

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Das Gebrauchtwagen-Geschäft läuft sensationell, aber wir haben viel zu wenig Ware", bringt es Ing. Hermann Schober, Geschäftsführer von Auto Günther in Linz, auf den Punkt. So oder so ähnlich hört man es quer durch ganz Österreich (und offenbar durch ganz Europa). Bei vielen Händlern sind die GW-Plätze mittlerweile fast leer.

Während wir uns in unserem GW&Wirtschaft im Februar dieses Jahres nochüber die große Nachfrage gefreut haben, ist mittlerweile die Verfügbarkeits- Realität der Nachfrage-Euphorie gewichen. Die Gebrauchtwagen-Ummeldungen zeigen bislang ein beeindruckendes Bild. Aber nun wird es immer enger mit der Ware.

Viele Gründe für die Verknappung Die Gründe sind ebenso vielfältig wie offensichtlich. Da ist zum einen der Einbruch bei den Neuwagen, der zuerst Corona-bedingt war und nun aufgrund der Lieferschwierigkeiten eine große Dramatik erreicht hat. Dabei geht es gar nicht mehr um verzögerte Auslieferungen. Die Kunden verschieben den Kauf, der damit für dieses Jahr verloren ist. Der Gebrauchtwagen wird weitergefahren, fehlt am Platz und auch im weiteren System. Ist kein vierjähriges Gebrauchtfahrzeug vorhanden, kann auch der Besitzer des 8 Jahre alten Modells

nicht auf ein jüngeres Auto umsteigen. Das reicht bis zu den billigsten Fahrzeugen zurück. Auch die Besitzer älterer Fahrzeuge behalten ihr Auto, weil sie nichts Jüngeres -zu einem angemessenen Preis - bekommen. Das System ist außer Tritt. Dabei ist die Nachfrage generell erhöht, die Börsen merken verstärktes Interesse. Das liegt einerseits natürlich am mangelnden Neuwagen-Angebot, gleichzeitig erlebt das Automobil durch die Corona-Situation ein Comeback im Vergleich zu den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Kurzzulassungen, Jungwagen, Leasingrückläufer

Die klassischen "Lieferanten" für den Gebrauchtwagenmarkt sind ebenfalls stark rückläufig: Kurzzulassungen und Jungwagen fehlen mangels Neuwagen-Verfügbarkeit, Mietfahrzeuge fehlen mangels Flug-Tourismus. Bei Flotten-Fahrzeugen und Leasingrückläufern gibt schließlich gleich drei Aspekte, die zu einer Verlängerung der Behaltedauer führen: Kosteneinsparungen bei den Unternehmen, geringere km-Leistungen aufgrund von Homeoffice und natürlich Lieferverzögerungen beim "Neuen".

Die GW-Preise steigen

Wenigüberraschend hat das deutliche Auswirkungen auf den Preis. So hat ein Händler die Preise, die sich bei so manchen Zukaufsmöglichkeiten entwickeln, schon als "obszön" bezeichnet. Man sei gespannt, wo sich das noch hinentwickelt. Dabei steigen die Preise naturgemäß nicht nur beim Einkauf, auch für den Kunden wird es teurer. Das ist den Konsumenten auch bewusst. Schließlich ist das in den Börsen sichtbar, und auch Eurotax bildet die Preisstabilität bzw. -steigerung in "Autowert" ab. "Die Preise steigen seit dem ersten Lockdown konstant an", analysiert Mag. Robert Madas, Regional Head ofValuations bei Eurotax. "Der in Autowert integrierte MarketRadar zeigt das tagesaktuell an."

Zu hohen Preisen einkaufen?

Die notwendigen Margen für den Händler sollten also erreichbar bleiben. Bleibt die Frage, ob man tatsächlich den Mut hat, zu den hohen Preisen einzukaufen.

"Wir sind Gott sei Dank noch sehr stabil, was die Rückläufer und Einlieferer betrifft", berichtet René Buzek, Geschäftsführer der Auktionsplattform Autorola. "Die Preissteigerung ist deutlich merkbar. Das Wachstum ist nach wie vor extrem groß, weil die Nachfrage am europäischen Markt allgemein sehr hoch ist."

Einkauf ist gefordert

Der Einkauf ist mehr denn je eine große Herausforderung. "Der Zukauf beim Gebrauchtwagen ist deutlich mühsamer geworden, die Qualität des Einkäufers ist mehr denn je gefordert", beschreibt Hermann Schober die Herausforderung. Auch Thomas Lang, Geschäftsführer von Marktführer Onlinecars, schätzt, dass der Aufwand beim Einkauf umden Faktor 3 gestiegen ist. "Wir haben uns zu Jahresbeginn eingedeckt und haben für heuer noch genug Ware, aber die Situation wird noch längern dauern", so Lang.

Vom Verkäufer zum Einkäufer

Aus diesem Grund bildet man jetzt Verkäufer zu Einkäufern aus. Das funktioniert bei den großen Betrieben, für kleine Händler ist es freilich denkunmöglich, einen Mitarbeiter den ganzen Tag mit dem Einkauf zu beschäftigen. Hier braucht es die klassischen Plattformen, Kooperationen mit Händlern anderer Marken und auch die Offensive beim Zukauf vom Privatkunden. Die Profis, die sich intensiv mit dem (internationalen) Zukauf beschäftigen, vermuten, dass die Preise noch massiv nach oben gehen werden. Frühestens Ende nächsten Jahres wird sich die Situation stabilisieren, so die Prognose.
 

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