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Reparatur: Sind die Hürden niedriger?

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Ist die Reparatur von Fremdmarken immer noch ein Buch mit sieben Siegeln und der Datenzugang ein Hürdenlauf? Wir haben in freien Werkstätten, Autohäusern und Karosseriebetrieben nachgefragt.

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Daten sind erhältlich

"Die Daten zu bekommen, ist meiner Meinung nach kein Problem, da es genug Systemanbieter gibt, und wir als Karosseriebauer haben mit unserem repair-pedia den Zugang zu den technischen Informationen", erklärt Erik Paul Papinski, Bundesinnungsmeister der Karosseriebautechnik. Allerdings müsse man wissen, wo man suche, und es sei auch "eine Geldfrage, wenn man direkt einen Zugang braucht: Es gibt etwa das System Euro-DFT, das auch in Österreich erhältlich ist, mit dem man sehr tief in diese Materie, Marke für Marke, eintauchen kann." Die Schwierigkeit sei eher, "wie tief ich in das System des Fahrzeugs muss".

Am Land hält man zusammen

"Wir haben Diagnosegeräte, mit denen wir auch Zugang zu Fremdmarken haben", wie Walter Aigner, Geschäftsführer Autohaus Aigner/Kuchl berichtet. "Weil wir am Land arbeiten, wo man die meisten Mitbewerber kennt, können wir uns -sollten Schwierigkeiten auftreten -untereinander helfen. Das funktioniert sehr gut." Die meisten Fehler bei Fremdmarken ließen sich mit einem Basis-Diagnosegerät auslesen und im Anschluss die Fehler beheben. "Bei gröberen Problemen sind dann der Austausch und das Netzwerk wichtig, um die Fremdmarke erfolgreich reparieren zu können."

Ohne Systempartner geht's nicht

"Wir habenüberhaupt keine Probleme, an Daten von Fremdmarken zu kommen", erklärt Komm.-Rat Bernhard Plasounig, Geschäftsführer Kfz-Technik Plasounig/Villach. "Wenn es noch Kollegen geben sollte, die der Meinung sind, dass es im Jahr 2018 Gratisinformationen für die Instandsetzung von Fahrzeugen gibt, wären diese wohl noch in den Siebziger-und Achtziger-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stehengeblieben. Wir haben schon vor Jahren Kooperationen geschlossen und sind im Prinzip 1a-autoservice-Partner. Meiner Meinung nach ist es ohne Systemanbieter als freie Werkstatt nicht mehr möglich, in der heutigen Zeit Fahrzeuge zu reparieren.

Zugänge funktionieren

"Jede freie Werkstatt hat das Recht, ein Service bei jedem Fahrzeug nach Herstellervorgaben zu machen. Im Internet finden sich Servicepläne. Für Rostbehandlungen oder Karosseriekontrollen sollten die Kunden aber unbedingt darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie damit in dieMarkenwerkstätte fahren", unterstreicht Komm.-Rat Martin Gertl, Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik und Seniorchef Autohaus Gertl/Kramsach. Die Zugänge seien nicht blockiert, es sei aber noch so, dass gewisse auszutauschende Teile zuweilen nicht aktiviert werden könnten. Es funktionierten die Zugänge, die man sich erkaufen könne, Probleme könne es aber mit der für die Reparatur zeitgerechten Übermittlung der Daten geben.

Gut vernetzt - keine Probleme

"Es gibt doch relativ gute Portale für die Diagnose und die Situation ist mittlerweile nicht mehr mit jener vor 10 Jahren vergleichbar", wie Wilfried Mennel, Geschäftsführer Karosserie Akademie/Alberschwende, weiß. "Wer gut vernetzt ist und ein Unternehmen, das gut aufgestellt ist, führt, hat in der Regel auch keine Probleme mitdem Datenzugang bei Reparaturen." Als Unternehmer "sind wir auch verpflichtet, den Veränderungen nachzukommen und zu schauen, was die Trendentwicklung bringt". Es gebe eine Vielzahl guter Datenlieferanten. "Die Informationen, die sich dort finden, gibt es natürlich nicht gratis, sie sind meiner Meinung nach aber leistbar, und das funktioniert so auch wirklich gut", so Mennel.

Zeitaufwändige Info-Beschaffung

"Grundsätzlich funktioniert der Datenzugang, zuweilen gibt es aber auch Hürden", berichtet Thomas Hödl, Geschäftsführer T.H. Autohaus/Tulln. Schwieriger könne es werden, wenn es um die Elektronik gehe. Das betreffe beispielsweise Stromlaufpläne, Öleinfüllmengen oderdas Zurücksetzen der Serviceanzeige, wobei dies von Marke zu Marke unterschiedlich sei. Generell erschwerten bzw. erleichterten sich die Zugänge oft mit dem Alter der Fahrzeuge: Je jünger sie seien, desto eher könnten auch Hürden bei den Zugängen auftreten. Die Informationsbeschaffung würdeauch öfters eine Menge Zeit in Anspruch nehmen. "Hätte ich einen Wunsch ans Christkind, würde ich mich freuen, wenn es uns ein einziges System brächte, aus dem wir alle Informationen erhalten."

Keine großen Hürden

"Derzeit gibt es bei der Reparatur von Fahrzeugen in freien Werkstätten keine gröberen Probleme, weil die Lieferanten von den markenunabhängigen Diagnosegeräten selbst bemüht sind, den Zugang frei zu bekommen", sagt Ing. Georg Ringseis, Geschäftsführer Kfz-Spezialwerkstätte Ringseis und Wiener Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik. Die Hersteller wollten Zugänge schon erschweren, "für gängige Fahrzeuge gibt es aber keine Hürden". Es zeichne sich zwar derzeit ab, dass zukünftig Zugänge gesperrt werden könnten und man nur über ein Online-Portal in das Fahrzeug hineinkomme, "aber vom gesetzlichen Standpunkt her muss auch dieses Online-Portal freigeschaltet werden, was klarerweise auch mit Kosten verbunden sein wird".


Eine Frage der Testgeräte

"Die Zugänge sind grundsätzlich kein Problem, es hängt aber davon ab, welche Testgeräte verwendet werden. Je hochwertiger diese sind, desto tiefer lässt sich in die Fahrzeuge schauen, was natürlich auch eine Preisfrage ist", wie Komm.-Rat Josef Harb, Bundesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik und Seniorchef der Autohäuser Harb/Voitsberg und Weiz, erklärt. Für die Reparatur von Fremdmarken könnten Händlerkollegen untereinander helfen. "Für die freien Werkstätten gibt es in der Oststeiermark nun auch einen geschulten Spezialisten mit entsprechendem Know-how und Testgerät, einen Ein-Mann-Betrieb, der bei Bedarf auch angefordert werden kann", so Harb.

Wunsch: ein Zugang für alles

"Wir kommen ganz gut durch, wir können uns diverser Programme bedienen", erklärt Roland Zsoldos, Geschäftsführer Autohaus Zsoldos OG/Neusiedl am See. "In schwierigen Fällen können wir uns bei der Reparatur von Fremdmarken, die bei uns eine gewichtige Rolle spielt, auch an Händlerkollegen wenden, mit denen wir zusammenarbeiten." Der Zugang erschwere sich, je jünger das Fahrzeug sei. Es bedürfe unterschiedlicher Zugangssysteme, um an den Fahrzeugen arbeiten zu können. Wünschen würde sich Zsoldos, dass es zukünftig nur mehr einen Zugang samt entsprechenden Unterlagen gebe. "Das würde unseren Werkstattalltag deutlich erleichtern und den dafür benötigten Zeitaufwand erheblich reduzieren."
 

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