Kurzschluss statt Hochspannung

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Das Jahr 2011 soll im Zeichen der ersten in Großserie produzierten Elektroautos stehen. Die Erwartungen des Handels halten sich aber in recht engen Grenzen.

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Wer den "Megadenzel" in Wien-Erdberg besucht, sieht auf dem Freigelände zahlreiche kleine Stadtflitzer: Es handelt sich um Elektroautos des norwegischen Herstellers Think -erste Vorboten der Elektroautowelle, die heuer voll losbrechen soll. Der Mitsubishi i-MiEV ist bereits erhältlich, die Schwestermodelle von Peugeot und Citroën starten dieser Tage. Bei Renault, Nissan und einigen weiteren Herstellern ist der Markteintritt ebenfalls nur mehr eine Frage von Monaten.

Doch wie reagiert der Konsument? Bisher so gut wie gar nicht, meinen jene 150 Entscheidungsträger, die wir für die aktuelle Ausgabe unseres Branchenbarometers befragt haben. Ein Drittel von ihnen wurde überhaupt noch nie, mehr als die Hälfte nur selten nach Elektroautos gefragt.

Skeptische Kleinbetriebe

Knapp ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass ihr Unternehmen auch im Jahr 2015 kein einziges Elektroauto verkaufen wird. 54 Prozent rechnen mit einem minimalen Absatzanteil von weniger als 5 Prozent. Dabei ist eines auffällig: Kleine Betriebe, die derzeit weniger als 60 Autos pro Jahr vermarkten, beurteilen die Marktchancen der Elektromobilität viel skeptischer als die größeren Händler.

Kopf im Sand?

Dass Leasingfirmen, Stromversorger und andere Dienstleister den Autohäusern das Geschäft mit der Elektromobilität wegschnappen, fürchtet nur knapp ein Viertel der Befragten. Die Entwicklung des Servicegeschäfts, das laut vielen Experten parallel zur Verbreitung der Elektrofahrzeuge signifikant zurückgehen wird, wird dagegen überraschend positiv eingeschätzt:Nur ein Drittel der Betriebe erwartet einen Rückgang, 5 Prozent rechnen gar mit einer Steigerung. Steckt die Branche diesbezüglich den Kopf in den Sand?

Interesse an den CO2-Emissionen

Wenn es um andere alternative Antriebsformen geht, fällt das Urteil der Autohändler eindeutig aus: 93 Prozent werden selten oder nie nach Erdgas, Flüssiggas, Pflanzenöl, Ethanol&Co gefragt. Die CO2-Emissionen haben sich dagegen zu einem durchaus relevanten Kaufkriterium entwickelt: Nur ein Fünftel der Befragten wurde bisher noch nie mit diesbezüglichen Fragen konfrontiert.

Große Worte, keine Taten

Eines macht dieses Stimmungsbild deutlich: Der Autohandel steht der E-Mobilität bei Weitem nicht so optimistisch gegenüber wie manche Medien. Am enthusiastischsten sind aber die Politiker: Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner spricht beispielsweise von 200.000 Elektroautos im Jahr 2020. Bezeichnend ist, dass er und seine Ministerkollegen diesen vollmundigen Ankündigungen keine Taten in Form konkreter Kaufanreize folgen lassen.

Niklas Haupt, Partner von puls Marktforschung

Selbst wenn der aktuelle Winter ernste Zweifel am Klimawandel aufkommen lassen könnte: Das Thema Schadstoffe, Emissionen und Energieressourcen wird die Autofahrer in den nächsten Jahren zunehmend beschäftigen. Gleichzeitig stellt sich die Industrie diesen Mobilitätsherausforderungen. Die Weichen werden aktuell in Richtung Elektromobilität gestellt. Beispielsweise soll lautder deutschen Bundesregierung bis zum Jahr 2020 bereits eine Million Elektromobile auf deutschen Straßen fahren.

Der Handel muss sich auf zunehmende Fragen seiner Kunden zu den Themen "Emissionswerte" oder "Antriebsformen" einstellen. Wer hier frühzeitig fit ist und seine Verkaufsmannschaft darauf einstellt, hat ein klares Differenzierungsmerkmal zum Wettbewerb - wenn schon nicht heute, wird sich das zweifellos morgen und übermorgen bezahlt machen.

Michael Freund,Österreich-Manager von AutoScout24

Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass die CO2-Emissionen einmal eine wichtige Rolle im Verkaufsgespräch spielen werden? Mittlerweile zeichnet sich ein deutlicher Trend in diese Richtung ab.

Die Elektromobilität spielt dagegen eine noch viel geringere Rolle, als uns manche Medien glauben machen. Für das Gebrauchtwagengeschäft ist das zweifellos von Vorteil: Niemand muss fürchten, dass ein drei oder vier Jahre altes Auto aufgrund der Begeisterung für "Stromer" keinen Käufer mehr findet. Mit unserereuropaweiten Präsenz führen wir Verkäufer und Interessenten grenzüberschreitend zueinander: Ein Alleinstellungsmerkmal, das übrigens dann besonders hilfreich ist, wenn sektorale Fahrverbote oder andere Umweltauflagen in gewissen Regionen das Nachfrageverhalten massiv beeinflussen.

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