"Geschlossenes Vorgehen"

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"Geschlossenes Vorgehen"

Dass bei Importeuren Menschen mit Handschlagqualität abhanden kommen, bedauert Ing. Werner Schirak, Obmann der Vereinigung der österreichischen Nissan-Händler ebenso wie der Jaguar Land Rover Händlerbetriebe: Die Diktate und der Druck auf Händler nehmen zu.

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Wie sehen Sie das Krisenmanagement Automobilhersteller und Zukunft des Dieselmotors? Ich bin erschüttert über die Arroganz, die Automobilhersteller bei Dieselskandal und Kartell an den Tag legen: Ein Sportwagenhersteller baut immer noch Motoren mit manipulierter Software ein, nachdem die Mutterfirma in den USA dafür 20 Milliarden Strafe bezahlt hat. Ist"s ein Wunder, dass das Vertrauen in Hersteller und Händler sinkt, wenn Motoren anderer Autobauer, deren Leistungen für die Umwelt im Internet ausgelobt werden, im Praxistest das mehr als 17-fache des Laborwerts ausstoßen? Meiner Meinung nach spüren wir"s bereits, da kommt jetzt eine große Problematik auf den Handel zu.

Was meinen Sie da genau? Resultiert daraus bereits Kaufzurückhaltung?

Die Verunsicherung der Kunden, was die Zukunft ihrer Motorisierung betrifft, ergibt mittlerweile eine eindeutige Kaufzurückhaltung: Der Autohändler, der zu seinem Kunden eine gute Vertrauensbasis aufgebaut hat, kann dabei vielleicht einen gewissen Anteil an Geschäften retten. Auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass es zu Fahrverboten kommen könnte, wie sie in Deutschland gefordert werden und für die von der Größe her lediglich Wien und eventuell Graz, aufgrund seiner geografischen Lage, infrage kämen: Die Schädigung des Diesels ist eindeutig gelungen. Das ist wahrscheinlich auch nicht mehr gutzumachen. Damit ist zwingend die Entwertung von Diesel-Pkws -nicht nur der neuen, sondern auch der gebrauchten,die der Handel vermarkten soll - verbunden.

Händler investieren derzeit Millionen für die vertretenen Marken, wann rentiert sich das?

Nur so viel dazu: Ab September wird auch unser Unternehmen einen komplett neuen Schauraum errichten. Hätte ich nicht per Ende März die Absichtserklärung dafür unterschrieben, wäre ich mit 1. April gekündigt worden. So unterschreibt man das halt. Früher habe ich mich gefreut, wenn mein Sohn Interesse am Autohandel gezeigt hat. Heute denke ich darüber nach, ob das so gescheit ist. Es wird sichauf Dauer sowieso nicht ausgehen, alle Autos auszustellen, die bei den Modelloffensiven der Hersteller auf den Markt kommen. Mit modernen Möglichkeiten wie einem Riesenbildschirm und einer 3-D-Brille lässt sich jedes beliebige Fahrzeug in jeder Version visualisieren und so präsentieren.

Wie hat sich allgemein das Klima zwischen Importeuren und Händlern verändert?

Die Hersteller gehen nicht nur mit derÖffentlichkeit, sondern auch mit ihren Händlerpartnern anders als früher um. Der menschliche Faktor ist abhanden gekommen und Leute, die Konzernziele durchzusetzen haben, haben bei vielen Unternehmen die Oberhand gewonnen. Dort sitzen heute oftmals Befehlsempfänger, die theoretische Prozesse umsetzen, ohne die Praxis zu berücksichtigen -die sehr oft von der Theorie abweicht. So setzen die Hersteller heute ihre Forderungen mit aller Konsequenz, ohne Rücksicht auf nationale oder regionale Bedingungen, durch. Ich frage mich, ob es sich hierbei wirklich noch um eine Partnerschaft handelt.

Wie sehen Ihre Händlerkollegen dieses Verhältnis von Importeur und Vertragspartnern?

Wenn ein neuer Importchef kommt, dann braucht es einige Zeit, bis man voneinander weiß, wie der andere "tickt". Ab dann wird es einfacher, manches lässt sich am Telefon besprechen. Heute ist das in vielen Fällen nicht mehr so, und was noch dazukommt: Ich muss damit rechnen, dass mein Gegenüber morgen weg ist. Dann nutzt mir auch nicht, wenn ich mich auf dessen Wort verlassen kann. Der Nachfolger fragt: "Haben Sie das schriftlich?" Daraus lernt man natürlich. Wir müssen uns auf diese plötzlichen Führungswechsel bei den Importeuren einstellen. Das haben auch manche Händler noch nicht begriffen, dass es ein geschlossenes Vorgehen der Händler erfordern wird, um in den neuen Strukturen noch mitreden zu können. Denn der einzelne, im Europaschnitt vergleichsweise kleine Händler -sehen wir einmal von den großen Händlergruppen ab - wird künftig sonst keine Chance haben. Oder es wird das, was sich seit Jahren immer mehr verstärkt - die "Zwangsbeglückung" durch unsere Hersteller - immer schlimmer.

Wie würden Sie die Konsequenzen ziehen, wenn nur noch alles vorgeschrieben wird?

Das wäre der Moment, in dem ich aufhöre, Autohändler zu sein. Ich habe kürzlich einem Hersteller gesagt: "Du kannst uns alles vorschreiben. Wenn du das willst, kaufst du unser Unternehmen, investierst dein Geld, übernimmst die Haftungen dafür und dann kannst du uns alles anschaffen. Solange aber wir dafür haften und das Geld unserer Familie drin ist, entscheiden schon noch wir, was passiert." Man gibt zwar in vielem nach, aber es gibt da eine Grenze.

Kundenzufriedenheit steht ja bei vielen Marken ganz oben auf der Werteskala

Kundenzufriedenheit steht bei Herstellern nur dann an oberster Stelle, wenn der Händler sie gewährleistet. Das können wir aber nur dann, wenn die Vorleistungen unserer Lieferanten funktionieren. Leider ist es oft nicht so. Die Vorschriften, wie Garantien für den Hersteller abzuwickeln sind, möchte er nach Schema "F", ohne Rücksicht auf das Kundeninteresse, umgesetzt haben.Sobald der Hersteller selbst Maßnahmen setzen müsste, endet das Interesse an Kundenzufriedenheit. Welche Rolle spielt sie, wenn wir bei einer bekannten Garantiereparatur eine Freigabe einholen müssen? Das verzögert die Reparatur, der Kunde muss dann wesentlich länger als notwendig und sinnvollwarten. Vieles, was der Händler aber gar nicht beeinflussen kann, wirkt auf die Kundenzufriedenheit: unvorhersehbar verlängerte Lieferzeiten, die der Handel mit seinen Leihautos überbrückt, oder dem Kunden das bereits kalkulierte Eintauschfahrzeug länger lassen, nicht lieferbare Ersatzteile oder vom Hersteller nicht gelöste technische Probleme. Ein echtes Übel sind jene bonusrelevanten Kundenzufriedenheits-Bewertungssysteme, die mit Begriffen arbeiten, die der Kunde selbst so gar nicht gebrauchen würde, zum Beispiel: Wenn der Kunde auch "sehr gut" bewerten kann, wie gut muss dann derHändler für "exzellent" sein, das der Hersteller zur Top-Bewertung erklärt hat?

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