Wohin fährt die Autobranche?

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Wohin fährt die Autobranche?

Im Berliner Hotel Adlon verabschiedete sich US-Präsident Obama und ließ das politische Europa in Unsicherheit zurück. Gleichzeitig wurde einige Straßen weiter über die Zukunft der Automobilwirtschaft diskutiert: Auch hier waren die (Selbst-)Zweifel greifbar.

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Autobauer, die eigentlich lieber Mobilitätsdienstleister wären: Dieses noch recht unausgereifte Selbstverständnis zog sich wie ein roter Faden durch die Vorträge der Topmanager, die Mitte November zum "10. Automobilwoche Kongress" nach Berlin gekommen waren. Die deutsche Fachzeitung versammelte einmal mehr eine eindrucksvolle Riege anSpitzenmanagern, die jeweils ihre Vision der Mobilitätszukunft präsentierten.

Elektrisch und vernetzt

Dabei wurde deutlich, dass Elektromobilität und automatisiertes Fahren mittlerweile mehr als wolkige Zukunftsvisionen sind: "Der Antriebsstrang der Zukunft wird elektrisch sein, alle Fahrzeuge werden jederzeit vernetzt sein, individuelle Mobilität wird kein eigenes Auto mehr erfordern und Robotaxis werden das Straßenbild beherrschen", sagte beispielsweise Opel-Chef Dr. Karl-Thomas Neumann. Nicht nur rhetorisch wusste er die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, die Zukunftsstrategien der Rüsselsheimer wirken tatsächlich ausgereift: So wird 2017 der Ampera-e mit einer bislang einzigartigen Batteriekapazität für 500 Kilometer Fahrtstrecke auf den Markt kommen und laut Neumann "mindestens ein Jahr lang das Elektroauto mit der größten Reichweite sein". Gleichzeitig werde der Ampera-e für Vielfahrer in der Gesamtkostenbetrachtung günstiger kommen als ein Astra Diesel.

"Die Zeit ist reif für Elektromobilität", stimmte Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender von Daimler, in den Elektro-Chor mit ein. Mit der Submarke EQ werde man "all das bieten, was der Kunde an Komfort und Sicherheit erwartet". Neben der Fahrzeugherstellung in bestehenden Mercedes-Werken investiere man rund 1 Milliarde Euro in die Batterieproduktion und werde eine zweite Batteriefabrik in Deutschland errichten: "Wer die Elektromobilität vorantreiben will, muss dann auch liefern können."

Wolfsburger Arroganz

Auch Volkswagen bekennt sich zur Elektrifizierung. 2025 sollen bereits 20 bis 25 Prozent der konzernweiten Neuwagenverkäufe auf batterieelektrische Fahrzeuge entfallen, erläuterte Forschungsleiter Dr. Ulrich Eichhorn: "Circa 2030 werden wir auf 50 Prozent Elektrifizierung kommen." Ein weiterer signifikanter Anteil des Gesamtvolumens werde auf diverse Hybridfahrzeuge entfallen.

Enttäuschend war freilich, dass Eichhorn keine klaren Worte zum Abgasskandal fand. Stattdessen ließ seine einzige Aussage zum Thema genau jene Arroganz aufblitzen, die dem Konzern zum Verhängnis wurde: Die öffentliche Aufmerksamkeit, so Eichhorn, solle doch wieder stärker den Zukunftstechnologien gelten und nicht "irgendwelchen Kriminalromanen aus der Vergangenheit".

Kilometer als Währung

"Die Automobilindustrie steht ganz klar an einer Weggabelung", lautete die Aussage von Dr. Ian Robertson, Vertriebs-und Marketingvorstand von BMW. Auch er glaubt an einen Mobilitätsmarkt mit elektrifizierten, geteilten, selbstfahrenden und vernetzten Fahrzeugen: "Die Währung auf diesem Markt werden die gefahrenen Strecken sein." Der Produktverkauf werde an Bedeutung verlieren, womit für BMW aber auch Chancen verbunden seien. Derzeit seien nämlich nur 8 von knapp 100 Millionen weltweit verkaufen Fahrzeugen Premiummodelle, weil es schlicht an kaufkräftiger Kundschaft mangle: "Wenn wir die Kosten auf Stunden oder Meilen umlegen, eröffnet uns das ein viel größeres Segment des Marktes."

Zukunft ohne Autohändler?

Welche Rolle werden Autohäuser im zukünftigen Mobilitäts-Business spielen? In den Plänen von Lynk&Co kommen sie jedenfalls nicht vor: Durch den Verzicht auf selbstständige Händler werde man "ein hochwertiges Fahrzeug zu einem Preis anbieten, an dem man es nicht erwartet", sagte Alain Visser, Senior Vice President der kürzlich vom chinesischen Konzern Geely vorgestellten Marke. Zudem soll die Komplexität durch ein "brutal reduziertes Produktangebot" verringert werden, die meisten Kunden seien von der Angebotsvielfalt etablierter Hersteller ohnehin überfordert. Lynk&Co soll laut Visser 2017 in China starten. In den USA und Europa werde man "wahrscheinlich nur mit Elektrofahrzeugen" Ende 2018 auf den Markt kommen.

Angesichts dessen vertrauen die lokalen Händler und Serviceleute darauf, dass Automatisierung und Digitalisierung den vor Ort tätigen Menschen nicht ersetzen können. Eine Wohltat für Händlerohren waren deshalb die Aussagen von Burkhard Weller, Chef der gleichnamigen deutschen Autohausgruppe: Seine Mahnung lautete, bei allen Diskussionen über Digitalisierung und Vernetzung die tatsächlichen Kundenbedürfnisse nicht außer Acht zu lassen: "4.0 ist natürlich wichtig. Aber ich glaube, unser Kunde ist erst bei 0.4 angekommen -da müssen wir ihn

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