Von Chile bis Malaysia

Von Salzburg aus verkauft die Porsche Holding auch 2017 mehr als 1 Million Neu-und Gebrauchtwagen. Und der Appetit der PHS ist noch immer nicht gestillt.

Es war ein Jahr der kleineren und größeren Einschnitte für das erfolgsverwöhnte Unternehmen aus Salzburg: Nicht nur dass mit 1. September 2017 Alain Favey, der bisherige Sprecher der Geschäftsführung, in den Vorstand von Škoda berufen wurde -auch beim Portfolio tat sich einiges: Denn die historisch gewachsene Struktur mit 261 markenfremden Autohäusern in Frankreich, den Niederlanden, Belgien und Polen (PGA) wurde bereinigt, wodurch auf einen Schlag rund 70.000 Neu-und Gebrauchtwagen in der Bilanz fehlen.

Mehr als 1 Million Neu-und Gebrauchtwagen Doch die Porsche Holding wäre nicht Europas Autohändler Nummer 1, wenn man diese Zahl nicht beinahe ausgeglichen hätte: Zwar standen die abschließenden Zahlen bei Drucklegung dieser Ausgabe noch nicht fest; doch bei der alljährlichen Pressekonferenz konnte Dr. Hans Peter Schützinger, der neue (und seit fast 30 Jahren im Unternehmen tätige) Sprecher der Geschäftsführung, eine äußerst erfreuliche Bilanz ziehen. In den 27 Ländern, in denen die PHS vertreten ist, ist es laut dieser Hochrechnung 2017 gelungen, 770.300 Neu-und 254.700 Gebrauchtwagen abzusetzen. Während bei den Neuwagen ein Plus von 2,6 Prozent registriert wurde, gab es bei den Gebrauchtwagen ein Minus von 9 Prozent -ein Resultat des bereits erwähnten Verkaufs der PGA. Die erwartete Bilanz mit Ende des Jahres: 1.025.000 Fahrzeuge. "Das ist nur unwesentlich weniger als im Rekordjahr 2016, als mit 1.030.439 Fahrzeugen erstmals die Millionenmarke überstiegen worden ist", so Schützinger. Erfreulich verlief das Geschäft in allen Regionen: In Zentral-und Osteuropa wurde der Großhandel mit 205.900 Fahrzeugen abgeschlossen: "Hier liegen wir in allen Staaten im grünen Bereich." Auch die Ukraine habe wieder zugelegt, obwohl die Situationim Osten, wo kriegsähnliche Zustände herrschten, nicht einfach sei. "Ich bin guter Dinge, dass es in Osteuropa auch in den kommenden Jahren gut weitergeht."

Weitere kleine Länder in Südamerika?

InÖsterreich werde man im Großhandel heuer 128.300 Stück verkaufen, in Südamerika 27.300 und in Südostasien 9.300. In Malaysia, Singapur und Brunei habe man 2017 mit VW einen gleichbleibenden Marktanteil von 1,5 Prozent erzielt: "Das ist kein einfacher Markt, aber es wird sicher in den kommendenJahren zu einem Wachstum kommen." Positiv sei auch das Geschäft in China verlaufen, wo man für Porsche und Audi tätig sei und Jahr für Jahr neue Standorte eröffne, so Schützinger. Wie jedes Jahr musste die PHS-Führung auch Fragen nach Engagements in weiteren Ländern beantworten: Am ehesten erscheint derzeit eine Ausweitung der Tätigkeit in Südamerika: In Chile (VW, Audi, MAN Lkw) und Kolumbien (VW, VW Nfz, Audi) hätten sich die Märkte nach einem schwierigen Beginn nun gut erholt, so Schützinger. Der Marktanteil in den beiden Ländern sei von 3,4 auf 4,5 Prozent gestiegen. "Wir verstehen nun, wie Südamerika funktioniert. Das macht natürlich Appetit auf mehr." Dadurch könnten sich in kleineren und mittelgroßen Märkten -aber sicher nicht in Argentinien oder Brasilien -Chancen für ein Engagement ergeben. Hingegen stünden die Chancen auf eine Ausweitung des Engagements inSüdostasien eher schlecht: Thailand scheitere daran, dass VW dort auch eine CKD-Fertigung habe und eine Ausschreibung des Vertriebs nur gemeinsam mit der Fertigung erfolge. "Und wir gehen sicher nicht in die Produktion", sagt Schützinger.

34,0 Prozent Marktanteil inÖsterreich Und Österreich? Von den 327.669 Neuzulassungen bis Ende November entfielen auf den VW-Konzern 111.324 Stück, was einen Marktanteil von 34,0 Prozent (nach 34,5 Prozent 2016) bedeutet. Dass dieser nicht höher liege, sei vor allem auf die Lieferengpässe zurückzuführen: "Das gilt fürVW, wo der neue Polo und der Tiguan nicht in ausreichender Stückzahl vorhanden waren, ebenso wie für einige Audi- Modelle. Aber auch bei Škoda waren die Autos in ganz Europa vergriffen und auch Seat hätte mehr Fahrzeuge absetzen könne, wenn sie lieferfähig gewesen wären." VW kam in den ersten11 Monaten 2017 auf 16,6 Prozent Marktanteil, Škoda auf 7,2 Prozent, Seat auf 5,0 Prozent und Audi auf 4,9 Prozent. Bei Porsche wurden 1.518 Neuwagen verkauft (aber noch nicht alle zugelassen), bei Bentley gab es eine Steigerung von 148 auf 229 Verkäufe und bei Lamborghini ein Plus von 58 auf 70Stück. Schützinger erwartet, dass der Markt in Österreich 2018 ähnlich gut verlaufen wird wie 2017. Bewährt hat sich für den VW-Konzern die Einführung der Verschrottungsprämie in Österreich im Sommer: "Im Gegensatz zu anderen Mitbewerbern 4. Neuwagenkunde von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Das Programm lief mit Jahresende aus. Schützinger kündigte an, dass es seit der Einführung des Autohaus-Bewertungsportals Car Advisor Mitte Jänner 2017 mehr als 50.000 Kunden-Bewertungen für die 300 teilnehmenden Händler gegeben habe. Das neue System soll relativ rasch die herkömmliche Kundenbefragung für Autohäuser ablösen. Auch vom Hersteller VW gebe es bereits Interesse an diesem in Salzburg entwickelten System. (MUE)

"Im Gegensatz zu Mitbewerbern haben wir 7.000ältere Dieselfahrzeuge tatsächlich verschrottet."

Dr. Hans Peter Schützinger, Vorstand der Geschäftsführung Porsche Holding Salzburg

"Wir verstehen nun, wie Südamerika funktioniert. Das macht natürlich Appetit auf mehr."

Dr. Hans Peter Schützinger, Vorstand der Geschäftsführung Porsche Holding Salzburg