Geiz ist geil - Betreuung ist teuer

Es ist immer wieder beeindruckend. Die Premium- Lackhersteller, eineüberschaubare Zahl an Marken, angeboten von einer noch überschaubareren Zahl an Konzernen, feiern jährlich Erfolge in einem seit vielen Jahren rückläufigen Markt.

Die Zahl der Schäden geht ebenso zurück wie deren Umfang, neue Reparaturmethoden und der Druck der Versicherungen als größter Auftraggeber der Karosseriebetriebe sorgen für immer weniger Lackverbrauch. Und dennoch können sich alle über erfolgreiche Ergebnisse freuen. Schön.

Natürlich ist klar -und das wird auch von allen Verantwortlichen eingeräumt -dass es sich ausschließlich um einen Verdrängungswettbewerb handelt, wie in mittlerweile fast allen Branchen im stagnierenden Mitteleuropa. Doch Verdrängung kostet Geld. Stellt ein Lackierbetrieb auf eine andere Lackmarkeum, dann dürfen wir ja davon ausgehen, dass er mit dem bisherigen Produkt bzw. der Betreuung nicht einverstanden war. Das mag beim Produkt manchen seltsam erscheinen, weil ja bekanntlich alle nur mit Wasser kochen oder vielmehr mit wasserlöslichem Lack arbeiten. Grundsätzlich ist das Niveau beiallen sehr hoch. Dennoch: Selbst wenn nur die Qualität der Grund für den Wechsel sein sollte, wird beim neuen Lieferanten einiges an Unterstützung gefordert. Mischanlage, Erstausstattung, Einschulung und Fortbildung sowie Zubehör: Alles soll vergünstigt oder gar kostenfrei beim Umstiegspaket dabei sein. Und darüber hinaus muss auch der Preis für den Lack stimmen. Die ganze Investition sollte sich für den Lackhersteller innerhalb weniger Jahre rechnen, denn dann wird möglicherweise schon wieder gewechselt.

Wenn Großkonzerne eines gut können, dann ist es mit Sicherheit das Rechnen. Also dürfen wir davon ausgehen, dass dieser ganze Verdrängungswettbewerb für alle ertragsmäßig Sinn macht. Andernfalls würde diese Entwicklung - bei allen Preis-und Produktvorteilen - eine Gefahr mit sich bringen. Denn wirklich entscheidend sind letztlich die Betreuung und das Schulungsangebot.

Wachsende Komplexität bei Lack, Farben, Karosseriematerialien und darüber hinaus bei Fahrzeugelektronik, Abläufen, Effizienz und Produktivität: All diese Herausforderungen kann ein kleinerer bis mittlerer Karosseriefachbetrieb allein nicht mehr bewältigen. Dafür braucht er umfassende Unterstützung von seinem Lacklieferanten. Dabei geht es um wesentlich mehr als um die richtige Farbe.

In diesem Sinne hoffen wir, dass alle Beteiligten wissen, was sie tun und nicht plötzlich die Konzernleitungen entscheiden: Betreuung in Österreich? Das können wir uns nicht mehr leisten. Wir haben diesen Betreuungsrückzug in den vergangenen Jahren im umfangreichen Ausmaß in der Schmierstoffbranche erlebt. Geiz ist geil, aber hochwertige Betreuung ist teuer. Das sollten beide Seiten verstehen.